Elektrobusse: Doppelte Abhängigkeit von China

10.11.2025 11:08 Uhr | Lesezeit: 2 min
Ein Elektrobus von Yutong in Oslo/Norwegen
Dauerhafte Datenleitung von Norwegen nach China nachgewiesen: ein Bus von Yutong im Einsatz im Osloer Nahverkehr
© Foto: picture alliance/NTB/Cornelius Poppe

Chinesische Fahrzeughersteller erobern den europäischen Elektrobus-Markt vor allem durch aggressive Preisstrategien. Nun zeigte sich in Norwegen an einem Bus von Yutong, dass der Einfluss Chinas auch im laufenden Betrieb noch möglich ist.

Chinesische Hersteller wie BYD und Yutong haben bereits 21 Prozent des EU-Marktes für emissionsfreie Busse erobert, wie eine Studie des McKinsey Center for Future Mobility anlässlich der diesjährigen Busworld in Brüssel kürzlich ergab. Und auch in Brüssel war beim Zukunftsthema elektrische Reisebusse die Präsenz aus China deutlich zu sehen: Von zehn dort vorgestellten Modellen kamen neun aus China.

Jetzt ergab eine Untersuchung des Verkehrsverbunds Ruter in Oslo, dass die Einflussmöglichkeiten Chinas auch im laufenden Fahrbetrieb durchaus noch gegeben sind. Der ÖPNV-Betreiber in der norwegischen Hauptstadt wollte testen, wie sicher die Elektrobusse sind, und Risiken aufdecken. Dabei fanden die Tester heraus, dass die Busse von Yutong eine dauerhafte Datenleitung nach China aufbauen. 

Direkten digitalen Zugriff auf jeden einzelnen Bus

Für den Test, so berichtet es Ruter auf seiner Website, wurden zwei Elektrobusse in einer abgeschirmten Umgebung in den Bergen getestet: ein brandneuer Yutong-Bus aus China und ein drei Jahre alter VDL aus den Niederlanden. Die Kameras der Busse sind demzufolge nicht mit dem Internet verbunden – es bestehe also kein Risiko einer Bild- oder Videoübertragung aus den Bussen. Der chinesische Hersteller habe aber digitalen Zugriff auf Steuerungssysteme für Software-Updates und Diagnosen, so Ruter. Der Yutong-Bus verfügt über die Möglichkeit einer unabhängigen Softwareaktualisierung (Over The Air, OTA)., somit habe der Hersteller direkten digitalen Zugriff auf jeden einzelnen Bus, um Softwareaktualisierungen und Diagnosen durchzuführen. Auf das Steuerungssystem für die Batterie- und Stromversorgung könne über das Mobilfunknetz mittels einer rumänischen SIM-Karte zugegriffen werden. Theoretisch könne dies laut Ruter genutzt werden, um den Bus zu beeinflussen. "Die Tests haben Risiken aufgedeckt, gegen die wir nun Maßnahmen ergreifen", hieß es beim Verkehrsbetrieb. Nationale und lokale Behörden seien informiert  worden und müssten mit weiteren Maßnahmen auf nationaler Ebene unterstützen. Der niederländische Bus von VDL hingegen verfüge nicht über die Möglichkeit einer unabhängigen Softwareaktualisierung Over The Air. 

Theoretisch könne dieser Bus daher vom Hersteller gestoppt oder unbrauchbar gemacht werden, schlussfolgert Ruter. „Nach diesen Tests hat Ruter nun konkrete Erkenntnisse darüber, wie wir Sicherheitssysteme einbauen können, die uns vor unerwünschten Aktivitäten oder Hacking der Bussysteme schützen“, sagt Ruter-Geschäftsführer Bernt Reitan Jenssen. Der Verkehrsverbund habe bereits konkrete Maßnahmen eingeleitet. Für zukünftige Anschaffungen sollen  noch strengere Sicherheitsanforderungen gestellt werden, Firewalls die lokale Kontrolle sicherstellen und vor Hackerangriffen schützen.

HASHTAG


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