Das Ziel ist klar: Im Jahr 2025 möchte Temsa Deutschland 100 Busse auf die Straße bringen. Darunter wichtige Fahrzeuge wie den Reisebus Temsa HD 13, den Reise-Midi MD 9 und den kleinen Alleskönner Temsa Prestij. Längst haben sich diese Busse hierzulande etabliert und sich einen festen Platz erfahren. Natürlich wirken die puren Zulassungszahlen in Deutschland eher bescheiden, vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass Temsa pro Jahr rund 2.500 Busse produziert und in die halbe Welt verschickt. Wichtige Exportländer sind Frankreich, stark im Schulbus-Segment, es folgen die USA, Großbritannien, Spanien, Rumänien, die Ukraine und Griechenland. Doch speziell Deutschland stellt eine Herausforderung dar. Umut Kamay, Geschäftsführer Temsa Deutschland, bringt es im Gespräch mit der OMNIBUSREVUE auf den Punkt: „Deutschland ist ein sehr anspruchsvoller und sensibler Markt.“ Verkaufte der Hersteller vor der Corona-Krise etwa 130 Fahrzeuge, sank diese Zahl in den Folgejahren in den zweistelligen Bereich. Schnell wurde klar, es muss etwas geschehen, um in einem der wichtigsten europäischen Märkte wieder mit Relevanz dabei sein zu können.
Den Vertrieb in eigene Hände genommen
Zusammen mit Gökhan Alan, dem Sales Manager für die DACH-Region, änderte man die Vertriebsstrategie und nahm das Kundengeschäft selbst in die Hand. Mittlerweile werden 90 Prozent der Busse im eigenen Haus verkauft, etwa zehn Prozent bleiben bei den bisherigen Vertriebspartnern. Das Ziel ist, den Kunden mehr Verlässlichkeit bieten zu können und Vertrauen aufzubauen. Möglichst alles aus einer Hand ‒ was Busunternehmer bei anderen Herstellern schätzen, das soll künftig auch für Temsa gelten. So verwundert es nicht, dass man schon bald auch eine Finanzierung offerieren möchte, intensive Gespräche hierzu laufen aktuell.
Doch gute Busse anbieten zu können, ist nur die eine Seite der Medaille. Mindestens genauso wichtig ist das Thema Aftersales-Services. Arbeitet Temsa Deutschland derzeit mit 14 Service-Partnern zusammen, soll diese Zahl noch in diesem Jahr auf 50 steigen. Auch hierbei befindet man sich laut Umut Kamay in finalen Verhandlungen. Mit dieser Service-Offensive und einem weiteren, großen deutschen Partner bei der Ersatzteil-Vorhaltung soll der Knoten platzen. Werden aktuell notwendige Ersatzteile noch aus Frankreich verschickt, können die Unternehmer künftig mit deutschen Ansprechpartnern und einer schnellen Lieferung rechnen, so gut wie sämtliche notwendigen Ersatzteile will man vorrätig haben.

Aufbruchstimmung bei Temsa
Im Gespräch mit Umut Kamay und Gökhan Alan ist die Aufbruchstimmung förmlich mit Händen greifbar. Ununterbrochen klingeln ihre Telefone, mal ist die Zentrale in Istanbul dran, dann sind es Verkäufer, die sich nach Fahrzeugen im Bestand erkundigen. „Die Nachfrage ist hoch“, erklärt Gökhan Alan. „Das Problem vieler Busunternehmer ist, dass zahlreiche andere Hersteller nicht liefern können beziehungsweise jahrelange Wartezeiten bei Neufahrzeugen aufrufen.“ Das und die stetig steigenden Kosten sorgen dafür, dass auch Temsa vermehrt Busanfragen erhält. Und man ist vorbereitet. „Wir werden über das gesamte Jahr 100 Neufahrzeuge auf Lager haben“, so Gökhan Alan weiter. „Kurze Lieferzeiten sind das A und O.“ Natürlich ist auch das Werk in Adana gut ausgelastet, doch die beiden Temsa-Profis wissen, wie sie Bauplätze für ihre deutschen und deutschsprachigen Kunden erhalten.
Überarbeitung des Temsa Prestij
Eine Steigerung von zehn Prozent pro Jahr scheint realistisch und 200 verkaufte Busse im Jahr 2030 wirken zwar ambitioniert, aber machbar. Dazu kommt, dass die Produktpalette stetig modernisiert und angepasst wird. Bereits im Juli 2025 wird der kleine Alleskönner Prestij eine umfangreiche Frischzellenkur erfahren, erste, noch nicht öffentliche Renderings zeigen einen modernen Bus mit klaren, frischen Linien und einer insgesamt jungen Optik. Neu wird ein Automatikgetriebe sein, und endlich soll es den Kleinen dann auch mit einem Retarder geben. Das ist wichtig, vor allem für Unternehmer, die häufig in bergigen Regionen unterwegs sind. Auf einen Kompressor wird verzichtet, die Lichtmaschine erhält ein Upgrade.
2025 wird auch das Jahr sein, in dem Temsa den Vertrieb von Elektrobussen in Deutschland starten will. Dabei profitiert der Hersteller, was nicht selbstverständlich ist, von der Batterie-Kompetenz aus eigenem Haus. Ein großer Bereich im Werk ist der Entwicklung und Fertigung von Batterien vorbehalten.
Längst sammelt der Hersteller Erfahrungen im Bereich der E-Busse, der Stadtbus Avenue fährt bereits in zahlreichen europäischen Städten batterieelektrisch. Und als Vorreiter darf Temsa durchaus in den USA gelten, hier ist der Temsa TS, das amerikanische Pendant zum europäischen HD, mit E-Antrieb erhältlich. Große Tec-Firmen wie Facebook, Google oder Apple fordern von den Busherstellern längst solche Antriebe. Während hierzulande also das Thema elektrischer Reisebus noch eine riesige Unbekannte ist, vollzieht sich in den USA längst der elektrische Umstieg. Zumindest, was reine Pendlerverkehre mit eher überschaubaren Kilometerleistungen angeht. Zur Erinnerung: Auch Van Hool zeigte bereits vor Jahren elektrische Reisebusse, made in Europe. Und während Daimler Buses erst kürzlich seinen batterieelektrischen Überlandbus Intouro mit Weltpremiere im September 2024 präsentierte, ist Temsa auch hier mit seinem elektrischen Überlandbus Temsa LD auf der Zielgeraden.
Immer wichtiger: Qualität
Gab es beim Markteintritt in Deutschland für Temsa vor 15 Jahren noch einige Unbekannte, ist man mittlerweile gut aufgestellt und hat auch die westeuropäische Buskultur verstanden. Wie qualitativ hochwertiger Busbau geht, erfährt man beim Rundgang durch das Werk in Adana. Qualitätskontrollen am Ende jeder Fertigungslinie, ständige Schulungen der Mitarbeiter und die Verwendung hochwertiger Komponenten. Dazu kommt eine hohe Fertigungstiefe und das Bewusstsein für das Thema Korrosionsschutz. Auch Euro 7 steht in den Startlöchern, mit FPT, Cummings und DAF hat man professionelle Partner. Kein Wunder also, wenn man sagen möchte: Es ist (an der) Temsa-Zeit.