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Van Hool: Busproduktion in Belgien droht das Aus

14.03.2024 13:52 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Die Produktion von Omnibussen soll laut Van Hool künftig hauptsächlich im Werk in Skopje erfolgen
© Foto: Van Hool

Der belgische Bushersteller van Hool hat mit massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, das Unternehmen hat nun einen Umstrukturierungsplan vorgelegt, der das Ende der Busproduktion im belgischen Koningshooikt bedeuten würde.

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Laut belgischen Medien will der Bushersteller Van Hool sich aus der Fertigung von Stadtbussen zurückziehen. So berichtet die Zeitung „De Standaard“, man sei im Management von Van-Hool zu dem Schluss gekommen, im Stadtbussegment nicht gegen chinesische Unternehmen größere europäische Hersteller konkurrieren könne. Als Ergebnis stünde eine Konzentration von Van Hool auf die Produktion von Reisebussen und Anhängern.

Erst jüngst hatte Van Hool bei einem großen Elektrobus-Auftrag von De Lijn den Kürzeren gezogen, der Auftrag war an den chinesischen Hersteller BYD gegangen. Laut „De Standaard“ sei aber auch die Eigentümerfamilie Van Hool „intern sehr gespalten, was in der Vergangenheit häufig dazu geführt hat, dass Fehlentscheidungen getroffen wurden – etwa, dass man sich zu spät für Elektrobusse entschieden hat“.

Van Hool wurde 1947 gegründet. Der überwiegende Teil der Produktion ist für Europa und Nordamerika bestimmt. Van Hool beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit rund 4100 Mitarbeiter, die meisten von ihnen an den Produktionsstandorten in Koningshooikt (Belgien) und in Skopje (Nord-Mazedonien).

Personalabbau im Werk Koningshooikt droht

Van Hool selbst hat in einer Mitteilung diese Woche Stellung nun auch zur aktuellen Situation bezogen. Man habe Arbeitnehmervertretern auf einer Sonderbetriebsversammlung die Grundzüge eines sogenannten „Van Hool Recovery Plans“ vorgestellt, der dem Unternehmen „eine nachhaltige Zukunft aus eigener Kraft ermöglichen“ soll, was „auch schwierige Eingriffe“ mit sich bringe. Diese Einschnitte bedeuten eine deutliche Reduzierung der Mitarbeiterzahl am belgischen Standort Koningshooikt und würde „das Ausscheiden von etwa 1100 geschätzten Kollegen“ zwischen 2024 und 2027 zur Folge haben.

„Wir verstehen die Auswirkungen, die dieser Plan auf die Mitarbeiter und ihre Familien haben wird, und es fällt uns schwer, diesen Schritt zu tun. In Anbetracht der äußerst dringenden Situation, in der sich das Unternehmen befindet, ist es jedoch wirklich notwendig, diese Maßnahmen zu ergreifen, um eine nachhaltige Zukunft für Van Hool zu sichern“, wird Co-CEO Marc Zwaaneveld in der Mitteilung zitiert.

Die meisten Abgänge, etwa 830, sollen noch in diesem Jahr stattfinden, laut Van Hool bedeute dies „Entlassungen, Ruhestandsregelungen und natürliche Fluktuation“. In den Jahren 2025 und 2026 seien „über 50 weitere natürliche Abgänge geplant, so dass die Ziele des Sanierungsplans für diesen Zeitraum erreicht“ werden könnten. Im Jahr 2027 würden weitere 220 Beschäftigte das Unternehmen durch Entlassungen und Rentenpläne verlassen.

Produktion von Reisebussen in Nord-Mazedonien

Der Van Hool Recovery Plan und die damit verbundene Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit bezeichnet das Unternehmen als „die Antwort auf die schwierige finanzielle Lage, in der sich Van Hool befindet“. Diese Lage sei durch mehrere Faktoren verursacht worden, darunter die „Auswirkungen des Coronavirus, hohe Energiekosten, hohe Inflation und weltweite Probleme bei der Versorgung mit Komponenten“. Auf die Meldungen, man ziehe sich komplett aus dem Stadtbussegment zurück, geht Van Hool in seiner Mitteilung nicht direkt ein. Dort heißt es lediglich: „Das Unternehmen bekundete seine Absicht, seine Aktivitäten strategisch auf Marktsegmente auszurichten, in denen sich die Kunden bewusst für die hohe Qualität der Van Hool-Produkte entscheiden“ sowie man werde „bei der Annahme neuer Aufträge aus dem öffentlichen Verkehr selektiver vorgehen“.

Die Produktion von Omnibussen soll laut dem Plan künftig hauptsächlich im Werk im nord-mazedonischen Skopje erfolgen. In Koningshooikt wird sich der Geschäftsbereich IV (Industrial Vehicles) auf Sattelauflieger konzentrieren. Die Abteilung B&C (Bus & Coach) soll ihr Wissenszentrum, die Forschung und Entwicklung, den Prototypenbau und den Kundendienst in Koningshooikt behalten.

Laut belgischen Medien gilt allerdings auch eine Insolvenz von Van Hool als nicht ausgeschlossen, wenn die belgische Regierung nicht eingreife. Nötig sei eine Summe zwischen 50 und 100 Millionen Euro, die Van Hool aufbringen müsse. Flanderns Vize-Ministerpräsident Ben Weyts hat zwar gegenüber dem belgischen Rundfunksender VRT NWS erklärt, man wolle „das maximal mögliche“ tun, um Van Hool und die Arbeitsplätze in Flandern zu retten. Ob es eine finanzielle Unterstützung seitens der öffentlichen Hand geben wird, gilt in Belgien allerdings als offen.

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