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Bündelung von Kompetenzen: Denkfabrik schlägt Tourismus-Ministerium vor

12.07.2024 10:17 Uhr | Lesezeit: 3 min
Setra Mohn
Reisebus in Brandenburg
© Foto: OMNIBUSREVUE/Sascha Böhnke

Mit einem Bundesministerium für „Wirtschaft & Tourismus“ könnte Deutschland deutlich stärker als bislang vom Wirtschaftsfaktor Gastwelt profitieren. Es geht darum, die politischen Kompetenzen für den touristischen Dienstleistungssektor (Tourismus, Travel, Hospitality & Foodservice) auf Bundesebene endlich schlagkräftiger zu bündeln.

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Das Fazit einer neuen Studie des „Institute of Tourism, Travel & Hospitality“ an der Hochschule Heilbronn, welches von der Denkfabrik Zukunft der Gastwelt (DZG) in Auftrag gegeben wurde, ist klar: Von einem eigenen touristisch geprägten Bundesministerium könnte Deutschland deutlich profitieren. Aktuell verfügen 12 Bundesministerien über Teil-Zuständigkeiten. Obwohl das Ökosystem sowohl bei den Beschäftigungszahlen (5,8 Millionen Mitarbeiter) als auch der Brutto-Wertschöpfung (355 Milliarden Euro/Jahr) jeweils auf Ranking-Platz 2 in Deutschland steht, geht die Bundesrepublik bislang einen Sonderweg, in dem es die Gastwelt in der politischen Hierarchie hierzulande weit unten ansiedelt. Die größte Volkswirtschaft Europas positioniert den Sektor nämlich unterhalb des federführenden Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz sowie eines parlamentarischen Staatssekretärs „nur“ auf der dritten Hierarchieebene – und verschenkt damit viel Potenzial, so Dr. Marcel Klinge, der Vorstandschef der Denkfabrik. Deshalb schlägt die Denkfabrik einen Paradigmenwechsel vor: Um die enormen wirtschaftlichen Potenziale der Gastwelt besser auszuschöpfen, sei es sinnvoll, Zuständigkeiten radikal zu bündeln und ein eigenes Ministerium für „Wirtschaft & Tourismus“ oder „Ernährung, Tourismus & Lebensqualität“ einzurichten. Die genaue Bezeichnung sei am Ende nicht entscheidend.

Studienautor Prof. Dr. Ralf Vogler erklärt, das im Vergleich mit anderen europäischen Ländern deutlich werde, "dass Länder mit einem hohen touristischen Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) tatsächlich eigenständige Tourismusministerien haben“. Ein solches Ministerium sei zwar kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg, doch unterstreiche eine solche strukturelle Entscheidung die hohe politische Priorität des Sektors in diesen Ländern. „Die Verankerung des Tourismus auf ministerialer oder einer ähnlich hohen Ebene ermöglicht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine direktere, effektivere Steuerung und Koordination aller tourismuspolitischen Maßnahmen“, unterstreicht Vogler. Auch Länder mit niedrigerem Tourismusanteil als Deutschland setzen, so der Wissenschaftler, mindestens auf die zweite politische Hierarchieebene für die Steuerung der nationalen Tourismuspolitik. Deutschland sei hier explizit einen anderen Weg gegangen, indem die Verantwortung im Bundeswirtschaftsministerium, seit der Bundestagswahl 2021, lediglich auf der dritten Hierarchieebene angesiedelt wurde – bei einem „Koordinator für Maritime Wirtschaft und Tourismus“. 

Nach Auffassung der Denkfabrik sei das nicht nur ein operatives Problem, sondern ein klares Zeichen für die unzureichende politische Anerkennung des Sektors. „Der aktuelle Tourismusbeauftragte macht einen großartigen Job und unterstützt uns zu 100 Prozent – im Rahmen seiner Möglichkeiten. Mit Blick auf die enormen Herausforderungen in den kommenden Jahren wie den sich verschärfenden Mitarbeitermangel, steigende Kosten und bröckelnde Standortattraktivität benötigt der Sektor aber künftig eine institutionelle Verankerung auf einer hohen ministeriellen Ebene, am besten direkt am Kabinettstisch. Mit einem BIP-Anteil von rund 8,8 Prozent spielen wir bereits im oberen europäischen Mittelfeld – Italien oder Österreich sind in Sichtweite. Der Schritt zu einem ‚eigenen‘ Ministerium ist also realistisch und könnte die zentrale Forderung der Branche für die Bundestagswahl 2025 sein“.

Wie man es besser machen kann, zeigen Deutschlands Nachbarn: Die Tourismusnationen um uns herum verstünden es, ein nahtloses Netzwerk zwischen politischer Führung, nationalen Tourismusorganisationen (NTOs) und Förderpolitiken zu weben, meint Klinge. Diese Integration führe zu einer strategisch durchdachten Auslandsvermarktung, die Hand in Hand mit den nationalen Fördermaßnahmen.


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