Im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben die EU-Staaten unterschiedliche Herangehensweisen. Trotz teilweise hoher Inzidenzen hoffen viele europäische Staaten weiterhin auf viele Urlauber und ein paar gute Wochen für die Tourismusbranche. Regeln zur Einreise beschließen die Länder selbst, oftmals werden dabei Quarantäneregeln und Corona-Tests angeordnet. Künftig sollen die aktuell recht unterschiedlichen Einreiseregelungen ein Stück weit vereinheitlicht werden. Das Europaparlament plant daher etwa ein Ende der Quarantäne bei Reisen mit Impfzertifikat innerhalb der Europäischen Union. Sobald das gemeinsame Zertifikat eingeführt ist, soll es den Abgeordneten zufolge keine zusätzlichen Reisebeschränkungen durch Mitgliedstaaten geben, wie am Donnerstag in Brüssel bekanntgegeben wurde. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach auf Twitter von einem wichtigen Schritt hin zu freiem und sicherem Reisen in diesem Sommer. Ob das Parlament mit seiner Forderung durchkommen wird, ist ungewiss. Die Situation in einigen europäischen Ländern im Überblick:
Belgien
In den vergangenen Wochen galten in Belgien verschärfte Regeln. Seit Montag haben Geschäfte wieder ohne Terminvergabe geöffnet, Friseure dürfen wieder arbeiten. Im Freien dürfen sich zehn Personen mit Maske treffen. Ab dem 8. Mai dürfen Restaurants und Bars nach monatelanger Zwangspause wieder ihre Außenbereiche öffnen. Auch die nächtliche Ausgangssperre fällt dann weg. Die Zahl der Neuinfektionen hat sich zuletzt bei mehr als 400 pro 100.000 Einwohner am Tag eingependelt. Fast jeder dritte Erwachsene wurde bislang zumindest einmal geimpft. Die Einreise ist nur mit ausgefülltem Formular und negativem PCR-Test erlaubt. Nach Einreise müssen Menschen mindestens für sieben Tage in Quarantäne, am siebten Tag ist ein Test Pflicht. Wer mit Auto, Bus oder Bahn einreist und weniger als 48 Stunden bleibt, ist von PCR-Test- und Quarantänepflicht ausgenommen.
Dänemark
Die Geschäfte haben längst wieder geöffnet und die Straßen sind voller Menschen. Cafés, Restaurants und Bars dürfen seit einer Woche wieder Kunden bedienen - im Inneren allerdings nur, wenn die Gäste per App einen negativen Corona-Test, eine Impfung oder eine überstandene Infektion nachweisen können. Dabei fällt auf: Die dänischen Neuinfektionszahlen sind stabil niedrig geblieben, liegen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 seit langem unverändert unter den deutschen Werten. Dänemark verzichtet als einziges EU-Land auf den Einsatz des Impfstoffs von Astrazeneca. Trotzdem sind knapp 22 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal geimpft. Vollständig geimpfte Touristen aus Deutschland könnten bald ohne Test- und Quarantäneanforderungen einreisen, eine endgültige Entscheidung steht dazu aber noch aus.
Frankreich
Sofern es die Lage zulässt, sollen Anfang Mai die Bewegungseinschränkungen aufgehoben werden. Aktuell dürfen sich die Menschen nur mit triftigem Grund mehr als zehn Kilometer von ihrer Wohnung entfernen. Außerdem könnten Außenbereiche von Restaurants und bestimmte Kultureinrichtungen wieder öffnen. Auch über eine Lockerung der abendlichen Ausgangssperre, die aktuell um 19 Uhr beginnt, wird gesprochen. Die Corona-Lage ist allerdings weiter angespannt. Zuletzt gab es rund 300 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Rund ein Fünftel der Bevölkerung wurde mindestens einmal geimpft. Bei der Einreise aus der EU muss ein negativer PCR-Test vorgelegt und per Ehrenerklärung bestätigt werden, dass keine Covid-Symptome vorliegen.
Großbritannien
In Großbritannien hat sich die Corona-Lage dank eines langen, konsequenten Lockdowns und der weit fortgeschrittenen Impfkampagne mittlerweile deutlich entspannt. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist bereits einmal geimpft, ein Viertel sogar vollständig. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei rund 25 Fällen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Pubs und Restaurants dürfen in England und Wales draußen wieder Gäste empfangen, in Schottland sogar bis abends auch drinnen. Geschäfte, Fitnessstudios und Zoos sind weitgehend wieder geöffnet. Treffen in Innenräumen und Reisen ins Ausland bleiben allerdings noch bis mindestens Mitte Mai verboten. Einreisende aus Deutschland müssen sich für zehn Tage privat in Quarantäne begeben und außerdem ein teures Testpaket für mehrere hundert Pfund buchen, um an Tag zwei und acht nach der Einreise einen PCR-Test zu machen.
Italien
Italien befindet sich seit kurzem auf einem schrittweisen Lockerungskurs. Wo die Corona-Zahlen moderat sind, dürfen Restaurants und Bars auch abends im Außenbereich an Tischen servieren. Ab 22 Uhr gilt ein Ausgangsverbot. Museen und Kinos in den sogenannten Gelben Zonen haben bereits geöffnet. Ab 1. Juni sollen die Menschen in Lokalen wieder drinnen sitzen dürfen. Italien peilt den 2. Juni für den Start der Sommersaison an. Bislang können Touristen zwar anreisen, das machen aber nur wenige. Flüge sind noch stark reduziert, viele Hotels aber zu. Bisher gilt eine mehrfache Testpflicht - mit PCR-Test oder einem Antigen-Schnelltest - vor und nach der Einreise sowie eine meist fünftägige Quarantäne. Wie genau die Regelungen für Einreisende im Juni aussehen werden, ist noch nicht bekannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei etwa 160. Mehr als 22 Prozent der Bevölkerung sind mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft.
Malta
Der Inselstaat will ab dem 1. Juni für den internationalen Tourismus öffnen. Schon ab dem 10. Mai dürfen Restaurants wieder Besucher willkommen heißen und bis 17 Uhr an Tischen bedienen. Das Besondere: Mehr als 40 Prozent der Gesamtbevölkerung haben bislang zumindest eine Impfung bekommen. Einreisende aus Deutschland müssen in Malta aktuell nach Angaben des Auswärtigen Amtes einen negativen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden sein soll. Wie genau die Vorschriften im Juni sein werden, auch für Geimpfte, ist noch nicht voll bekannt.
Niederlande
Die Niederlande haben am Mittwoch trotz anhaltend hoher Corona-Zahlen die ersten Maßnahmen seit dem strengen Lockdown von Mitte Dezember gelockert. Die abendliche Ausgangssperre ist abgeschafft, Geschäfte dürfen wieder Kunden ohne Termin empfangen und Gaststätten im Außenbereich unter Auflagen wieder Gäste bedienen - zumindest von 12 bis 18 Uhr. Zuhause dürfen die Menschen wieder zwei statt bisher einen Besucher am Tag treffen. Verboten bleiben alle Veranstaltungen mit Publikum wie etwa Museen, Kinos und Theater. Schüler und Studenten haben zumindest an einem Tag in der Woche Präsenzunterricht. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 317. Rund 30 Prozent der Bevölkerung wurde mindestens einmal geimpft. Von Einreisen wird derzeit noch dringend abgeraten. Touristen brauchen bei der Rückkehr einen negativen Corona-Test und müssen in manchen Bundesländern auch in Quarantäne. Für Geimpfte gibt es bislang keine Vorteile.
Österreich
Ab 19. Mai dürfen die Gastronomie, Hotels, Bühnen und Sporteinrichtungen wieder die Pforten öffnen. Dabei setzt die Regierung auf Zutrittstests als Schutzmaßnahme. Veranstaltungen sind draußen auf 3000 und drinnen auf 1.500 Personen beschränkt. In und rund um Wien gilt derzeit ein noch strengerer Lockdown, daher sind die meisten Geschäfte bis Sonntag noch geschlossen. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank landesweit zuletzt auf 168. Rund 28 Prozent der Einwohner ab 16 Jahren haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Die Quarantänepflicht gilt ab 19. Mai nur für Reisende aus Hochrisikogebieten gemäß der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. Touristen aus Deutschland brauchen nur mehr negative Tests, Impfungen oder Genesungsnachweise.
Polen
Schrittweise Öffnungen sind geplant. Zuerst sollen etwa Einkaufszentren und Museen unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen. Vom 8. Mai an dürfen Hotels Gäste bis zu einer Auslastung von 50 Prozent beherbergen. Die Außengastronomie soll ab dem 15. Mai starten. Ab dem 29. Mai soll der Restaurantbetrieb in Innenräumen mit halber Auslastung möglich sein. Das Gesundheitsministerium meldete am Mittwoch 8.895 registrierte Neuinfektionen und 636 Todesfälle innerhalb von 24 Stunden, eine Sieben-Tage-Inzidenz wird in Polen nicht berechnet. Etwa 10,7 Millionen Menschen - das entspricht 28,2 Prozent der Bevölkerung - sind mindestens einmal geimpft. Reisende aus EU-Ländern müssen sich für zehn Tage in Quarantäne begeben. Das gilt jedoch nicht für vollständig Geimpfte und für Personen, die einen negativen PCR- oder Antigentest vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist.
Schweiz
Bereits seit Anfang März haben Läden, Museen und Bibliotheken trotz steigender Infektionszahlen wieder geöffnet. Seit 19. April sind auch Restaurantterrassen, Kinos, Theater und Fitnesszentren wieder in Betrieb. Auch Open-Air-Konzerte und Fußballspiele dürfen wieder stattfinden. Dabei gelten Hygieneregeln wie etwa eine Begrenzung der Anzahl von Anwesenden oder die Maskenpflicht. Seit Ostern - vier Wochen nach der Öffnung von Läden und Museen - ist der Anstieg der Corona-Zahlen nur noch sehr gering. Anders als in anderen Ländern wird in der Schweiz eine 14-Tage-Inzidenz berechnet. Laut Bundesamt für Gesundheit lag sie am Mittwoch bei 315 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner. Nach jüngsten Zahlen waren knapp zehn Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Wer mit dem Flugzeug ankommt, muss grundsätzlich einen negativen Test vorweisen. Außer aus Sachsen und Thüringen können Deutsche auf dem Landweg problemlos einreisen.
Slowakei
Vor eineinhalb Wochen haben die Geschäfte unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsregeln wieder geöffnet. Gastronomiebetriebe dürfen seit Montag wieder in ihren Außenbereichen Speisen und Getränke servieren. Bei professionellen Sportveranstaltungen sind seit Dienstag auch wieder Zuschauer erlaubt. Die Zahl der Neuansteckungen ist rückläufig und gemessen an der Einwohnerzahl inzwischen auch deutlich unter den Zahlen für Deutschland. Bis Mittwoch wurden nach offiziellen Angaben rund 20 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Ungeimpfte Touristen müssen nach vorheriger Internet-Registrierung eine 14-tägige Quarantäne antreten, von der ein "Freitesten" nach frühestens acht Tagen möglich ist. Geimpfte dürfen sich diese Zeit verkürzen, indem sie sich sofort nach der Einreise einem PCR-Test unterziehen.
Spanien
Die Lage in Spanien ist relativ stabil, die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch bei 108. Bisher hat 23 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Impfung erhalten. Am 9. Mai endet der Corona-Notstand und soll wegen der guten Entwicklung nicht verlängert werden. Damit entfällt die Grundlage für die meisten Maßnahmen wie Reisebeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren, Obergrenzen bei Versammlungen und Schließung von Gaststätten. Wie es danach weitergehen soll, ist noch nicht klar. Alle Hoffnungen des extrem vom Tourismus abhängigen Landes für eine wieder normale Sommersaison richten sich auf den digitalen Impfpass.
Tschechien
Noch vor kurzem galt das Land als Corona-Hotspot Europas. Doch die Infektionslage hat sich deutlich gebessert. Innerhalb von sieben Tagen steckten sich nach aktuellen Zahlen noch rund 150 Menschen je 100.000 Einwohner an. Mit Lockerungen war die Regierung bisher vorsichtig. Schon bald könnten alle Geschäfte öffnen, eine Entscheidung darüber steht aber noch aus. Mehr als 18 Prozent der Gesamtbevölkerung haben bislang mindestens eine Corona-Impfung bekommen. Die Einreise nach Tschechien ist weiterhin nur mit triftigem Grund möglich.