Das Xantener Römermuseum hat den originalgetreuen Nachbau eines römischen Patrouillenbootes aus dem vierten Jahrhundert nach Christus präsentiert. Das knapp 18 Meter lange Ruderboot mit Segel und prächtigen handbemalten Schilden zum Schutz der Besatzung wurde nach dem Vorbild von Wrackfunden in Mainz komplett in Handarbeit gebaut, wie das Museum mitteilte. Es werde als neuer Schatz des Museums dazu beitragen, die Wissenschaft zur Römerzeit erlebbar zu machen, lobte Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) bei der Vorstellung am Montag, 24. Juni.
Das Schiff mit Platz für knapp 30 Menschen wird für kurze Zeit im Xantener Baggersee „Südsee“ liegen und soll für Fahrten etwa mit Schulklassen zur Verfügung stehen, wie der Leiter des Archäologischen Parks Xanten, Martin Müller, sagte. „Das ist unser einziges Mitmach-Boot für größere Gruppen.“ Später soll es im Archäologischen Park Xanten – lso nicht mehr direkt am Wasser – ausgestellt werden. Gebaut wurde es als integratives Projekt mit Unterstützung von zehn Jugendlichen mit Behinderung, wie der niederländische Schiffsbaumeister Kees Sars berichtete.
Ausflug in die Römerzeit
Das Xantener Museum zählt nach eigenen Angaben mit 550.000 bis 600.000 Gästen jährlich zu den besucherstarken Museen Deutschlands. In seinen Werkstätten werden bereits seit zehn Jahren römische Flussschiffe streng nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nachgebaut. Die Schiffe werden im Wasser intensiv getestet, dienen dann aber vor allem der musealen Präsentation.
Das Museum stellt aktuell sechs historische Römerschiffe aus und hat konkrete Pläne für eine Schiffshalle, in der alle Schiffe direkt in Wassernähe gezeigt werden könnten. Dies beinhalte die Möglichkeit, die Arbeiten in der Werft mitzuverfolgen und zwei Schiffe während der Sommermonate im Wasser liegen zu haben und für Ausfahrten zu nutzen, sagte Müller.
Boote wie das in Xanten hätten zur Zeit des römischen Reiches als reine Kriegsschiffe zu Hunderten auf dem Rhein patrouilliert, sagte Müller. Der Rhein war damals für mehr als vier Jahrhunderte eine wichtige Außengrenze des Reichs zu den germanischen „Barbaren“.
Der nachgebaute Schiffstyp wird in der Forschung Lusorie genannt – ein Patrouillenschiff, das mit etwa 30 Mann Besatzung auch als kleiner Truppentransporter eingesetzt wurde. Mit geübten Ruderern konnte es beachtliche Geschwindigkeiten erreichen.