Auch in Zukunft würde sich die Vielzahl der Menschen wohl für eine tatsächliche Reise und nicht eine virtuelle Reise, trotzdem würden Angebote im Bereich Virtual Reality in der Touristik zunehmend an Bedeutung gewinnen, sagte Professor Armin Brysch, der in diesem Bereich forscht, in einem Interview mit der Reisemesse CMT.
Virtuelle Reisen würden das echte Reisen vollständig ersetzen, so Brysch, sie könnten „aber eine sinnvolle Ergänzung und in Nischen ein Ersatz sein“. Als Beispiel führte Brysch eine Familie an, die gemeinsam Urlaub macht: „Die Enkel wollen eine Höhle besuchen, die nur durch viele enge Stufen passierbar ist. Die Kinder gehen in die Höhle, während sich Oma und Opa für die ungefährliche Variante entscheiden, eine VR-Brille aufsetzen und dieselbe Höhle auf diese Weise erleben.“
Brysch erklärte, dass der Tourismus von modernen Technologien profitieren könne, wobei er zwischen Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) unterscheidet. Ersteres sei eine „Technologie der erweiterten Realität“ und werde in der Tourismusbranche bereits genutzt. Als Beispiel nannte Brysch eine Tourismus-App, mit der man sich beim Wandern anzeigen lassen kann, welche Berge um einem herum sind.
„Für AR-Anwendungen reicht ein einfaches Smartphone, mit dem man sich die entsprechenden Apps herunterladen kann. Das können touristische Apps sein wie jene aus den Bergen oder Apps, die von Museen angeboten werden. Diese Art der Technologie ist intuitiv und leicht zu bedienen. Und sie bietet einen Mehrwert, wenn ich plötzlich nicht nur das Walskelett im Naturkundemuseum vor mir sehe, sondern sich auf meinem Display das Skelett zu einem lebendigen Tier entwickelt und durch den Raum schwimmt“, führte Brysch aus.
Reisen in einer virtuellen Welt
Bei Virtual Reality hingegen befinde man sich „in einer virtuellen Welt, die von Computern generiert wurde – ähnlich wie in einem Computerspiel“. Brysch nennt auch hier ein Beispiel: „In Köln gibt es die Möglichkeit, mit einer alten Straßenbahn eine Zeitreise zu machen. Man setzt dazu eine VR-Brille auf, die das komplettes Sichtfeld umschließt und verliert dadurch jeden Referenzpunkt zur Realität. Plötzlich findet man sich in einer Geschichte wieder, die erzählt, wie sich die Stadt in den vergangenen Jahren verändert hat. Man bekommt das Gefühl, Teil dieser Geschichte zu sein. Man kann sich mit der Brille bewegen und erleben, was um einen herum passiert.“
Mit Blick auf die kommenden Jahre erwartet Brysch, dass „die digitale Nachhaltigkeitskommunikation eine große Rolle spielen“ wird. Außerdem würden Chatbots immer mehr ins Gespräch kommen, so Brysch weiter. „Einige Hotelanbieter nutzen solche Technologien bereits auf ihren Websites und können damit ein Teil der Standardkommunikation abdecken: Sind zum Beispiel noch Hotelzimmer frei? Welche Upgrades gibt es? Weiter würden Entwicklungen in der Content-Produktion durch Künstliche Intelligenz wie beispiesweise mittels ChatGPT weiter digitalisiert und/oder automatisiert, meinte Brysch.
Auch bei der Einarbeitung könne das virtuelle Erleben hilfreich sein, etwa „um sich mit fremden Destinationen vertraut zu machen“, meinte er. „Bevor man als Animateur oder Tourismus-Produktmanager zum Beispiel nach Portugal an die Algarve reist, hat man die Gelegenheit, sich mittels VR mit der Umgebung, den Stränden oder den Felsformationen vorab vertraut zu machen und nebenbei noch Wissen anzueignen.“