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Coach of the Year 2012: VDL Futura: Mehrgewinn

22.07.2011 13:19 Uhr
© Foto: Sascha Böhnke

Der VDL Futura zählte vor einem knappen Jahr zu den Highlights der IAA Nutzfahrzeuge. Groß waren die Erwartungen, mit denen das Team um Wim van de Lechte nach Hannover reiste. Heute steht fest: Der neue Futura ist von den Unternehmern angenommen worden. Dabei war ein Erfolg durchaus nicht zwangsläufig vorhersehbar.

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Das Unternehmen mit Produktionsstätten in den Niederlanden und Belgien hat sowohl echte Bestseller im Programm als auch Fahrzeuge, denen weniger Erfolg beschieden war. Zu ersteren zählt ohne Frage der Bova Futura, ein Bus, der seit Mitte der 70er Jahre beachtliche Erfolge feiern konnte. Sage und schreibe 11.000 Futuras liefen bis heute vom Band, und zahlreiche davon sind nach wie vor auch in Deutschland unterwegs. Sicherlich spielte sein attraktiver Preis dabei eine wesentliche Rolle, doch auch in ­Sachen Gewicht und Zuverlässigkeit brauchte sich der Futura nicht zu verstecken. Dem ­Magiq war ein solcher Erfolg nicht beschert. Aus den unterschiedlichsten Gründen stand er stets im Schatten seines kleineren Bruders. Nun aber soll alles anders werden und VDL hat mit dem neuen Futura einen Bus im Programm, der das Beste aus der Vergangenheit mit jeder Menge neuer Ideen verknüpfen soll. Ob das gelungen ist, wird unser Test zeigen. Zuvor noch zwei weitere Zahlen: Bisher ­wurden 200 neue Futuras verkauft, 150 davon sind bereits unterwegs, das ist sehr ordentlich. Die Testbedingungen Anfang Juli mit Stark­regen und zahlreichen Starkwind-Abschnitten waren alles andere als optimal, andererseits kann sich ein Bus unter schlechten Bedingungen auch deutlicher von seinen Mitbewerbern absetzen – wenn er es denn kann. Wenn man den VDL Futura das erste Mal sieht, dann überkommt einen unweigerlich ein ­Déjà-vu. Das ist aber auch kein Wunder, ­besonders bei Front und Heck hat sich der Bus beim Magiq bedient. Schaut man jedoch genauer hin, werden sofort wesentliche Unterschiede deutlich. Klar, das VDL-Logo in der Front ist nicht zu übersehen – das ist gelebtes Selbstbewusstsein. Neu sind die Einfassungen der Punktscheinwerfer vorn, die sich auch im Bereich der Heckleuchten wiederfinden. Sie verleihen der sonst stets sehr geradlinigen und flächigen Bugmaske eine Tiefenstruktur. Das sieht gut aus, könnte aber problematisch sein, wenn der Fahrer die Teile von Fliegen und Co. reinigen muss. Mit ein wenig Geduld dürfte sich auch das lösen lassen. Nicht so toll ist aber, dass die Einfassungen recht labil wirken und bei leichtem Druck dagegen deutlich nachgeben. Sehr durchdacht geht es an der Seitenlinie weiter. Sämtliche Seitenscheiben besitzen nämlich identische Abmessungen. Das verringert nicht nur Produktions-, sondern auch Servicekosten. Das gilt übrigens für alle Längenvarianten des neuen Futura. Wie die Seitenscheiben, lassen sich auch die drei großen Klappen der Kofferräume untereinander austauschen. Bei der 13-Meter-Variante und zwei Achsen kann man mit einem Gepäckraum­volumen von 8,33 Kubikmetern rechnen, das ist eine Verbesserung um rund zwölf Prozent. Verändert wurde auch die Position der Mitteltür. Sie ist weiter in Richtung Front gewandert, wodurch die Hinterachse etwa um 150 Kilogramm entlastet werden konnte. Unter dem zeitlosen Gewand steckt ein klassisches ­Bus­gerippe, zum großen Teil aus Edelstahl-­Elementen gefertigt. An der Front und im ­Bereich der hinteren Stoßdämpfer hat VDL erstmals einen neuen Kunststoff verbaut – ­PDCPD, was ausgeschrieben Polydicyclopentadiene heißt und zum einen deutlich stärker belastbar als herkömmliche an dieser Stelle verbaute Kunststoffe ist und sich zum anderen auch wesentlich stärker verformen lässt. ­Natürlich ist dieses Material auch sehr leichtgewichtig. Dieses Thema zieht sich sowieso durch den kompletten Bus. So besteht das Dach aus Aluminium-Sandwich-­Modulen. Durch diese Bauweise kann eine enorme Steifigkeit bei gleichzeitiger Gewichtsreduktion im Vergleich zu herkömmlichen Dach-Bauweisen erzielt werden.

VLD Futura

VLD Futura Bildergalerie

© Foto: Sascha Böhnke

675 Kilogramm eingespart, Leergewicht von 13.140 Kilogramm

Insgesamt haben es die VDL-Entwickler ­geschafft, 675 Kilogramm einzusparen, das ­ ist eine außergewöhnliche Leistung. Im Einzelnen bedeutet das: Die Dachkonstruktion spart 150 Kilogramm, leichtere Metalle in den Wänden der Kofferräume sparen 70 Kilogramm, die Beschränkung auf einen 500-Liter-Tank ergeben 260 Kilogramm, die Seitenscheiben wurden auf 2x3 Millimeter verschlankt, was 100 Kilogramm spart, die Luftbehälter sind nun aus Aluminium – ergibt minus 25 Kilogramm – und die Querträger wurden nochmals verschlankt, das macht 70 Kilogramm. All diese Maßnahmen ergeben letztlich ein Leergewicht von 13.140 Kilogramm, wohlgemerkt für einen 13 Meter langen Zweiachser. Damit kann man wohl ohne Übertreibung von einer Alleinstellung sprechen. Nicht zu vergessen auch, im gewogenen Testbus war der große MX-Motor verbaut, doch auch mit der PR-Maschine dürfte der Futura nicht ins Schwitzen kommen, zumal dann noch etliche Kilos wegfallen. Insgesamt hat der Unternehmer die Wahl zwischen dem PR265, den es serienmäßig mit dem GO-170-6 Getriebe gibt (optional ist auch die AS-Tronic oder ein ZF-6-Gang-Getriebe ­erhältlich), dem MX300 mit serienmäßigen ­GO-210-6 oder dem MX340, der dann serien­mäßig mit der ZF AS-Tronic daherkommt. Bei den Fahrzeuglängen hat der Unternehmer die Qual der Wahl, denn gleich fünf Längen stehen zur Verfügung. Der FHD2-122 kommt bei zwei Achsen auf eine Länge von 12.215 Millimeter. Der FHD2-129, ebenfalls ein Zweiachser, misst 12.895 Millimeter. Es folgen drei Dreiachser, der FHD2-131 ist nur unwesentlich länger und misst 13.165 Millimeter. Der FHD2-139 ist ein Vertreter der 14-Meter-Klasse und misst 13.965 Millimeter. Der letzte im Bunde ist der FHD2-148, der mit 14.865 Millimetern an der 15-Meter-Marke kratzt. Mit all diesen Längen deckt der VDL ­Futura ein vollwertiges Programm ab, fehlt ­eigentlich nur noch ein Bus im 10-Meter-Bereich. Betritt man den Futura, fallen die relativ ­flachen Stufen am vorderen Einstieg auf. Das wird erreicht, indem der Einstieg relativ weit in das Fahrzeug reicht. Ungewöhnlich stellt sich durch diese Maßnahme nur die sehr tiefe Sitzposition des Begleiters dar, der gerade so über den Bug-Kühlschrank schauen kann. ­Dafür ist der Sitz für einen Reiseleitersitz sehr bequem zu nutzen. Das gilt auch für den Fahrersitz, der sowohl für kleine, als auch für große Fahrer gut eingestellt werden kann. Das kommt aber auch nicht von ungefähr, VDL hat sich bei der Konzeption des Fahrerarbeitsplatzes wissenschaftlicher Methoden bedient. Gut hat uns die klare Strukturiertheit des Cockpits gefallen. Nichts wirkt überfrachtet, alles scheint da zu sitzen, wo man es als Fahrer auch erwarten würde. In der Mitte des Cockpits befindet sich ein ansprechendes Farb-Display, welches zahlreiche Informationen liefert. An das durchdachte Info-Menü eines Setra oder Mercedes-Benz Busses reicht es aber nicht heran, muss ehrlicherweise festgehalten ­werden. Suboptimal ist die Position des Handbremshebels. Wer schlanke Hände hat, ­erreicht ihn gerade noch, nicht aber, wenn die linke Armlehne abgeklappt ist. Ansonsten besitzt der Futura zahlreiche Ablagemöglichkeiten für kleinere und größere Utensilien. Ein wenig unpraktisch ist lediglich die Position des Getränkehalters für den Fahrer. Steckt ein Getränk darin, wird ein Teil des ­digitalen Tachografen verdeckt. Im Großen und Ganzen jedoch bleiben kaum Wünsche offen. Insbesondere die Sitzposition hat sich im Vergleich zum alten Futura um Lichtjahre verbessert. Gut gefallen hat uns die Rundumsicht, auch die Sicht in den Spiegel zur Fahrgastbeobachtung ist Spitze. VDL geht hier klar nach dem Grundsatz: Zuerst die Sicherheit, dann der Luxus. Hier können sich so einige Mitbewerber eine Scheibe abschneiden, die diesen Spiegel gern in den obersten, äußeren Ecken verstecken.
© Foto: Sascha Böhnke

Guter Wert: Durchschnittsverbrauch von 29,14 Litern

Fahren lässt sich der VDL Futura recht spielerisch. Wir hatten den Bus mit mittelgroßem MX-Motor, der 410 PS leistet in Kombination mit der ZF AS-Tronic. Im aktuellen Fahrzeug bedarf es noch kleinerer Abstimmungs­arbeiten, insgesamt aber alles nichts schlimmes. Wer häufiger in engen Gegenden unterwegs ist oder auch mal auf einem kleinen Hotelparkplatz wenden muss, der wird sich über den geringen Wendekreis freuen. Möglich ist das, da VDL die ­bewährte ZF Vorderachse nutzt, die von Haus aus einen maximalen Radeinschlag von 60 Grad ermöglicht. Diese Achse nutzen auch andere Hersteller, doch nur wenige können dieses Maximum auch ausnutzen, da es eine Frage der Gerippestruktur ist. Gut gemacht – VDL! Auch Federungs- und Neigungsverhalten in schnell durchfahrenen Kurven sind beim neuen Futura sehr zufriedenstellend. Es gibt ESP, das bei VDL ESC heißt, nur einen Abstandsregeltempomaten oder einen Spurassistenten sucht man noch vergeblich. In Sachen Verbrauch schlägt sich der VDL Futura in der 13-Meter-Version recht ordentlich, mit einem Durchschnittsverbrauch von 29,14 Litern auf unserer sehr schweren Teststrecke ist das ein guter Wert. Hier toppt der Bus sogar den ­S 415 GT von Setra. Auf dem ADAC-Fahrsicherheitsgelände im brandenburgischen Linthe machte der Bus ­eine gute Figur. Zwar konnten wir keine Bremswegmessung durchführen, da es regnete, doch zum Glück nahm der Bus zwei Wochen vor unserem Supertest am Coach Euro Test 2011 in Norwegen teil und hier konnten wir mit einer Bremsweglänge von 35,8 Metern ­einen ordentlichen Mittelwert notieren. Ein wenig Gefühl im Gasfuß braucht der Fahrer, wenn es darum geht, den Bus an einer glatten Steigung anzufahren. Prinzipiell macht der Futura mit AS-Tronic seine Sache gut, nur wenn der Fahrer mit Vollgas anfährt, drehen die Antriebsräder durch, da einfach zu viel Kraft auf die Hinterachse gegeben wird. Aber das könnte sich mit ein wenig Anpassung der Driveline korrigieren lassen. Überhaupt keine Probleme hatte der Bus auf der Lkw-Kreisbahn. Das ESP machte bei knapp Tempo 40 zu und gefiel durch sein ausgewogenes Regelverhalten. Lediglich im normalen Straßenverkehr kam es vereinzelt zu recht harschen Einbremsern, wenn die Kurve ein wenig zu schnell durchfahren ­wurde. Aber ein solch abruptes Brems­verhalten haben wir auch bei anderen ­Herstellern beobachten können. Der Innenraum ist eine Mischung aus ­edler ­Anmutung und praktischem Nutzwert. Drei unterschiedliche Sitzvarianten sind möglich. Alle stammen aus eigener Entwicklung und werden in der Türkei gefertigt. Hierbei handelt es sich um eine neue Sitz­generation, die es in den Ab­stu­fungen einfach, komfortabel und luxuriös mit den ­Bezeichnungen Class 100, Class 300 und Class 500 gibt. Dabei bieten die Sitze ­alles, was der verwöhnte Fahrgast erwartet: Komfort, Seitenhalt, Tische, Fußstützen und die Möglichkeit der seitlichen Verstellbarkeit. Typisch Bova sind die Sitze auf einem ebenen Boden befes­tigt, das prädestiniert diesen Bustyp automatisch für ­alternative Bestuhlungsvarianten, etwa 2+1. Die Servicesets stammen aus dem Zubehör, passen sich aber gut in das Gesamtkonzept ein.
© Foto: Sascha Böhnke

Der Preis für den Testbus: 250.000 Euro

Die Verarbeitung im Innenraum ist recht gut. Bei genauem Hinschauen entdeckt man aber doch gelegentliche Unsauberkeiten. So finden sich an den Abdeckplatten zwischen den ­Servicesets deutlich sichtbare Kanten, die den überwiegend positiven Gesamteindruck traurig stören. Für kühle Köpfe sorgt seit der Einführung der Euro-4-Motoren eine Klimaanlage von Denso. Als Kühlmittel wird R134a verwendet, insgesamt leistet die Anlage 30 Kilowatt. Zwei Kompressoren versorgen die Anlage mit der nötigen Power, sollte einer ausfallen, kann wenigstens noch auf einer Seite der Innenraum gekühlt werden. Die Luft kann der Fahrgast dabei per traditionellem Ausströmer, der in die Service-Sets integriert ist, regulieren. Beleuchtet wird der Innenraum per LEDs, das spart Strom, ­einen Glühlampenwechsel und schafft eine sehr gemütliche Nachtbeleuchtung. Hier sieht man: Gutes kann auch einfach gemacht sein. Den Fahrer wird übrigens freuen, dass sich in der Frontscheibe die Innenraumbeleuchtung nicht spiegelt. Den Außenbereich erleuchteten beim Testbus Xenon-Scheinwerfer. Das macht einen guten Eindruck der zusätzlich unterstrichen wird vom serienmäßig vorhandenen Kurven- oder Abbiegelicht. Der Begriff serienmäßig gilt auch für das Tagfahrlicht. Dieses ist in LED-Technik ausgeführt und ­unterstreicht zusätzlich die interessante Front-Optik. Sehr gut gefallen hat uns zudem, dass auch die Heckleuchten mit LEDs realisiert worden sind. Das ist nicht nur eine helle ­Angelegenheit, sondern auch eine sehr sichere. nsgesamt hat VDL in der Tat einen sehr spannenden Bus auf die Räder gestellt, dessen hauptsächliches Anliegen seine Betonung auf Wirtschaftlichkeit ist. Gut, das haben auch andere auf der Agenda, doch VDL schafft es mit dem Futura wie kaum ein anderer, dieses Thema nicht nur konsequent umzusetzen, sondern dabei auch einen Bus zu kreieren, an dem alle Beteiligten auch auf lange Dauer ihre Freude haben werden. Etwa 250.000 Euro wird für unseren Testbus verlangt. Bei dem ist auch die Ausstattung schon recht üppig. Überhaupt hat der VDL viele wichtige ­Features serien­mäßig verbaut. Die ­gesamte Service-Organisation kann ­dabei auf jahrzehnte­lange Erfahrungen setzen, wovon letztlich alle profitieren. Mag sein, dass der neue Futura noch die eine oder andere Schwäche aufweist, doch das ist alles mit einfachen Mitteln zu beheben. Viel interessanter ist das Gesamtprodukt und hier ist VDL ein echter Wurf gelungen. Unser Urteil: Der VDL Futura ist ein echtes Leichtgewicht. Das wiederum dürfte ihn zu einem ernstzunehmenden Schwergewicht in der Liga der 2-achsigen Reisebusse machen, denn hier zählt jedes Kilo. Mit dem MX Motor im Heck besitzt der Futura eine Maschine, die einen guten Ruf hat, geht es um das Thema Standfestigkeit. Der Bus macht zudem eine gute Figur in Sachen Kraftstoffverbrauch, hier schlägt er so manchen Mitbewerber und das trotz Vollausstattung auf 13 Metern. Das Design des neuen Futura erinnert ein wenig an den alten Magiq, besitzt aber dennoch so viel neue Eigenständigkeit, dass er mit Sicherheit seine Fans finden wird. Die Verarbeitungsqualität stimmt im großen und ganzen, lediglich in einigen Details könnte der Bus noch etwas Feinschliff vertragen. Mit VDL haben die Käufer zudem ein Unternehmen im Rücken, das genau weiß, wie guter Service zu funktionieren hat. (sab)
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