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Der Überflieger

26.08.2009 10:59 Uhr
© Foto: OMNIBUSREVUE

Gibt es eigentlich noch Neues zur TopClass zu berichten? Selbstverständlich, muss die kurze aber klare ­Antwort lauten. Denn die Baureihe 400 hat seit ihrer Einführung im Jahr 2001 so manche Veränderungen erfahren. Eindrucksvoll zeigt der Ulmer Bushersteller, wie hoch die Messlatte mittlerweile hängt.

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Eigentlich wurde schon alles über diesen Bus geschrieben, wurden alle Tests gefahren, alle Medaillen verliehen. Und doch, mit der TopClass verhält es sich wie mit der Unendlichen Geschichte. Sie endet nie, es gibt immer wieder ein Weiter. Der Bus zählt ohne Frage zu den beliebtesten Fahrzeugen in der Branche. Nicht unbedingt, was den Preis angeht, der ist für viele eine unüberbrückbare Hürde. Sei es, dass das Geld einfach nicht da ist, oder dass der wirtschaftliche Nutzen nicht erkennbar wird. Dabei gehört eine TopClass zu den deutschen Image­trägern. Gerade in Zeiten der Krise dokumentiert man mit einem solchen Wagen eigene Größe und Selbstbewusstsein. Ein S 416 HDH steht für Stärke, für Gründlichkeit, für Abgeklärtheit. Die Designer haben tief in die Trickkiste gegriffen und mit der La Linea ein Erkennungsmerkmal geschaffen, das – in Abwandlungen – weltweit von vielen Herstellern aufgegriffen wurde und wird. Das kann getrost als genial bezeichnet werden, denn das Gesamt-Design kommt eher schlicht daher. Da gibt es am Markt deutlich gewagtere Formen, die nicht nur auf- sondern auch gefallen. Letztlich aber zählt für einen Setra nicht die Show sondern der Erfolg. Und der muss im Luxus-Segment hart erarbeitet werden. Bei einem Brot- und Butter-Auto zählt in erster Linie die Wirtschaftlichkeit auf ganzer Linie. Edle Materialien kommen da eher nicht auf den Wunschzettel. Auch eine TopClass muss überzeugen – nur eben nicht auf ganzer Linie, sondern auf der gesamten La Linea. Das bedeutet: Geht nicht gibt’s nicht. Darf es nicht geben! Zu schmal ist der Grat auf dem Gipfel. Und ist die Spitze einmal erreicht, dann sollen wenigstens die Blicke ins Himmelblau schweifen können. Klar – mit der Panoramaverglasung ist auch das kein Problem.

Setra S 416 HDH

Setra S 416 HDH Bildergalerie

© Foto: OMNIBUSREVUE

Frischzellenkur im vergangenen Jahr

Im vergangenen Jahr erfuhr die TopClass 400 eine Frischzellenkur. Die wurde auch notwendig, denn das Murren der verwöhnten Setra-Nutzer wurde immer lauter. Und so wurde kräftig Hand angelegt. Nicht so sehr optisch, da blieb man lieber bei Bewährtem. Aber technisch passierte so einiges. Was die kleinere Schwester ComfortClass hatte, sollte dem Familienoberhaupt nicht vorenthalten bleiben. Stichwort Vorbauverlängerung. Die gab es dann auch. 200 Millimeter kamen dazu, wovon 14 Zentimeter dem Fahrer zugestanden wurden. Doch damit nicht genug, eine weitere Abkürzung in der Sicherheitsbuchstabensuppe hielt ihren Einzug in der TopClass: FCG. Dahinter steht der Front Collision Guard. Im Fall eines Aufpralls verschiebt sich der Fahrerplatz nach hinten, integriert wurde eine Absorberstruktur, die die kinetische Energie wirkungsvoll aufnimmt, was zum einem dem Fahrer und einem Reisebegleiter, zum anderen aber auch einem schwächeren Unfallgegener (Pkw) in Form eines Unterfahrschutzes nach ECE-R 93 zugute kommt. Der Fahrerarbeitsplatz wurde modernisiert und mit neuen Instrumenten und Anzeigen ausgestattet. Einen Pilotenschein muss man noch nicht erwerben, um die TopClass 400 zu fahren, doch sich einfach nur reinsetzen und losfahren sollte ein verantwortungsvoller Fahrer vermeiden. Wobei auch das natürlich geht. Denn die gesamte Bedienung erfolgt intuitiv. Zahllose unsichtbare und sichtbare Helfer erleichtern die Arbeit mit diesem Traumschiff der Landstraße und machen es so sicher, wie es noch kein Bus vor ihm war. Vergisst der Fahrer beim Spurwechsel, den Blinker zu setzen, dann vibriert es in der Hose, ist er im Gespräch mit der Hostess vertieft und fährt zu dicht auf den Vordermann auf, dann reduziert der Abstandsregeltempomat selbsttätig die Geschwindigkeit und hält den Sicherheitsabstand ein. Sollte der Fahrer übermüdet sein und langsamere Fahrzeuge vor ihm ignorieren, dann weckt ihn ein Warnton, wird auch der nicht beachtet und droht eine Kollision, leitet der Bus eine Vollbremsung ein. Vergisst der Fahrer das Licht im Tunnel einzuschalten, dann erledigt dies der Bus für ihn. Dunkle Ecken beim Abbiegen gehören ebenfalls der Vergangenheit an, ein neues Lichtelement in der Frontpartie leuchtet beim Abbiegen den Kreuzungsbereich aus. Dabei wird der entsprechende Nebelscheinwerfer zum Abbiegelicht. Sollte ein Fahrer chronisch dazu neigen, bei Gefällestrecken aufgrund der Schwerkraft über die erlaubten 100 Stundenkilometer zu fahren, dann sollte er entweder den Beruf oder den Bus in Richtung Setra wechseln, denn hier wird ein Dauerbremslimiter verbaut, der den Bus unabhängig von eingelegtem Gang oder Tempomat auf erlaubter Höchstgeschwindigkeit hält. Sollte der Fahrer zu schnell durch Kurven fahren, dann verhindert entweder die Wank-Nick-Regelung dafür, dass sich der Bus zu sehr zur Seite neigt beziehungsweise aufschaukelt. Reicht auch das nicht, sorgt das serienmäßige ESP für eine moderate Fahrweise. Dazu kommt die neue integrierte Nachlaufachse mit Einzelradaufhängung. Diese stabilisiert den Bus zusätzlich und verleiht ihm mehr Laufruhe. Außerdem konnte mit dieser Achse das Gewicht um 160 Kilogramm verringert werden. Überhaupt ist der Punkt Gewichtsreduzierung ein heißes Thema bei den rollenden Schwergewichten der Oberklasse. Und so vermeldet Setra stolz: „Trotz einiger gewichtserhöhender Maßnahmen konnte das Gesamtgewicht der Fahrzeuge sogar um ein Prozent reduziert werden.“
© Foto: OMNIBUSREVUE

Neues automatisierte Schaltgetriebe GO 240-8 Powershift

Erstmals verbaut in der TopClass 400 wurde auch das neue automatisierte Schaltgetriebe GO 240-8 Powershift. Es ist erfreulich zu er­leben, wie spielerisch dieses Achtgang-Ge­triebe mit dem schweren Dreiachser zu­recht­kommt, wie sauber es arbeitet. Das Getriebe hat die Chance, den Abschied vom manu­ellen Schaltgetriebe einzuläuten. Denn noch immer ist es erschreckend, wie viel einige Fahrer falsch machen, sich dabei komplett überschätzen und den Chef durch über­mäßigen Kupplungs- oder Kraftstoffver­schleiß teuer zu stehen kommen. Im nächsten Heft wird OMNIBUSREVUE dieses Getriebe übrigens in einem echten Supertest im Doppeldecker S 431 DT gründlich prüfen. Lässt sich hier ein Trend erkennen? Der Trend nämlich, dem Fahrer immer mehr Arbeit abzunehmen? Teilweise wird das so sein, denn leider ist der Fahrer, egal ob Pkw, Lkw oder Bus, immer noch die Unfallursache, das Sicherheitsrisiko Nummer eins. Wenn man es durch intelligente Technik schafft, dieses Risiko zu vermindern, dann spricht nichts dagegen. Was wir heute erleben, ist dabei nur der Anfang, der Anfang, den Busverkehr noch sicherer zu machen als er es heute ohnehin schon ist. Urlaub oder Geschäft? Diese Frage stellt sich bei der neuen TopClass eigentlich gar nicht mehr. Denn hier ist es geschickt gelungen, beide von Hause aus eigentlich unvereinbaren Themen zu kombinieren. Das Ambiente im Innenraum wirkt extrem hochwertig. Dazu trägt sicherlich die gewählte Polsterung das ihre bei, das dem Urlauber vermittelt: Du bist willkommen! Denn was im Flieger der Business-Class vorbehalten bleibt, ist in der TopClass Programm für alle. Während die Urlauber den Blick nach oben auf das Alpenpanorama genießen, können sich Geschäftsreisende über entsprechende Anschlüsse an Bord und die anschließende Ausgabe auf Flachbildmonitoren an ihren Powerpoint-Präsentationen erfreuen. Dass mit den verbauten Subwoofern im Testbus auch die Akustik erfreuliche Dimensionen erreicht hatte, sei eigentlich nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Ob die überarbeitete TopClass 400 nun ein Überflieger ist, muss jeder für sich entscheiden. Eine Alternative zum Flugzeug ist der Bus längst in vielen Bereichen. Mehr noch, er stellt häufig sogar die bessere Wahl dar. Klar ist auch, dass der Wagen hält, was er verspricht und dabei immer noch eines drauflegt. Das war bei den Fahrzeugen made in Ulm schon immer so und das wird sich wohl auch so schnell nicht ändern.
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