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Deutschlandticket: Lob und auch einiges an Kritik nach 100 Tagen

10.08.2023 12:09 Uhr | Lesezeit: 4 min
Deutschlandticket VDV
Nach Ansicht des VCD ist der Preis von 49 Euro für das Deutschlandticket „für viele zu teuer“,
© Foto: adobe/sh99

Das seit Mai gültige Deutschlandticket hat die ÖPNV-Nutzung verändert, gelobt wird die Vereinfachung, Kritik gibt es wegen des Nahverkehrsangebots sowie weiterhin offenen Finanzierungsfragen.

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Der Fahrgastverband Pro Bahn wertet es positiv, dass durch das Deutschlandticket eine Senkung der Einstiegsbarrieren im ÖPNV erreicht worden sei. Die drastische tarifliche Vereinfachung und der günstige Preis für Vielfahrer hätten zu einer Mehrnutzung von Bahn und Bus geführt.

Allerdings müsse das Deutschlandticket für die Zukunft „auf finanziell sichere Beine gestellt werden“, gleichzeitig gelte es, „den Ausbau der Infrastruktur und der Verkehrsleitungen nachhaltig zu finanzieren“. Dazu bedürfe es „klarer politischer Entscheidungen beim Bund und in den Ländern“.

Bisher unzureichend gelösten Fragen rund um das Deutschlandticket müssten bundeseinheitlich geregelt werden. Dazu zählt Pro Bahn die Kindermitnahme sowie die zahlreichen Insellösungen zur Mitnahme von Hunden und Fahrrädern sowie die Variante für die 1. Klasse, all dies müsse man vereinheitlichen.

„Es kann zum Beispiel nicht sein, dass bei der Regionalverkehr Allgäu – RVA, DB Regio Bus – im Allgäu auf einigen Linien das Deutschlandticket nicht anerkannt wird, während es in anderen Regionen die Nutzung der Freizeitlinien explizit beworben wird“, sagte Jörg Bruchertseifer, Referent Fahrgastinformation bei Pro Bahn.

Insbesondere im ländlichen Raum sei das Angebot vielerorts nicht existent oder unzureichend, kritisiert Pro Bahn. Hier müssen Bedienungsstandards festgelegt und umgesetzt werden. Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln müssen komfortabel sein, um auch in der individuellen Wahrnehmung eine Alternative zum Auto darzustellen. Eine Tarifsubvention allein reiche nicht. Dringend erforderlich sei daher „die deutliche Aufstockung der finanziellen Mittel für die Angebotserweiterung und den Infrastrukturausbau auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene“, so Pro Bahn.

Verbraucherschützer sehen digitales Ticket mit Abo-Zwang

Die Ausgestaltung des Deutschlandtickets als digitales Ticket mit Abo-Zwang kritisierte die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) und bezieht sich dabei auf die Ergebnisse einer Umfrage, bei der man mehr als 350 Rückmeldungen erhalten habe. Eine Vereinfachung der ÖPNV-Nutzung werde nicht gelingen, „so lange Kauf und Kündigung des Tickets Verbraucher vor Probleme“ stellen, sagte VZBV-Vorständin Ramona Pop. Mit wenigen Klicks bestellen und einfach wieder kündigen sei „leider nicht immer Realität“.

Gut ein Fünftel (22 Prozent) der bisher eingegangenen Verbrauchermeldungen beziehen sich laut VZBV auf Fälle, bei denen ein bestehendes Nahverkehrs-Abo auf das Deutschlandticket umgestellt wurde. Gerade der Umstellungsprozess sei nicht immer reibungslos verlaufen. Weitere Kritikpunkte des VZBV lesen Sie hier.

VCD fordert ein flächendeckendes ÖPNV-Angebot

Das Deutschlandticket sei „für viele noch nicht attraktiv genug“, kritisiert der ökologische Verkehrsclub VCD. Der Preis von 49 Euro „für viele zu teuer“, so der VCD, der sich bei seiner Kritik auf eine Online-Umfrage beruft, die man unter 5200 Teilnehmern durchgeführt hat.

Das Angebot müsse zudem flächendeckend ausgebaut werden, fordert der VCD. Wenn – wie vielerorts auf dem Land – das Angebot für die täglichen Wege nicht ausreicht, lohnt sich auch das Ticket nicht. Im flächendeckenden Ausbau liege daher „großes Potenzial für mehr Freiheit bei der Wahl der Verkehrsmittel und für eine ökologische Verkehrswende“, so der Verkehrsclub.

Das Deutschlandticket sei beliebt, reiche aber nicht aus, um mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen, lautet das Fazit von VCD-Sprecher für Bahn und ÖPNV, Alexander Kaas Elias. Für ein flächendeckendes attraktives Angebot müsse „viel mehr investiert werden – in Personal, Fahrzeuge und Infrastruktur“. Zudem müsse das Deutschlandticket auf Dauer finanziert werden – und zwar zu erschwinglichen Preisen. Hier brauche es „ein klares Bekenntnis der Bundesregierung“.

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