Die Verkehrsbranche müsse in den nächsten Jahren Fachkräfte gewinnen und beruflich integrieren – aus dem EU-Binnenmarkt, vom Balkan und aus Drittstaaten, sagte Gisbert Schlotzhauer, Vorsitzender des VDV-Akademie, nach dem ersten VDV-Expertendialog zum Thema Fachkräftemangel, an dem insgesamt 50 Fachleute aus den Verkehrsunternehmen teilgenommen hatten. Hintergrund des Treffens war die bevorstehende Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes (FEG). Der Gesetzentwurf wird für die kommenden Wochen erwartet.
Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) waren in Deutschland im Sommer 2022 mehr als 1,9 Millionen Stellen und über 50.000 Ausbildungsplätze unbesetzt – allein auf dem Stellenmarkt der VDV-Arbeitgeberinitiative seien „weit mehr als 10.000 Positionen offen“, so der Branchenverband.
Durch zu geringe Erwerbsmigration drohe die Einwanderung hinter den Erwartungen zurückzufallen und werde den Arbeitskräftemangel verschärfen, so ein Ergebnis des VDV-Expertendialogs.
Heimischer Arbeitsmarkt verfügt nicht über ausreichende Personalressourcen
„Die Integrationschancen der Migrationsbevölkerung dürfen nicht hinter ihr eigentliches Potenzial zurückfallen. Daran muss sich die FEG-Novelle orientieren. Wir schultern den demografischen Wandel sonst nicht – und auch nicht die für die Klimaschutzziele unabdingbare Mobilitätswende mit mehr Bus und Bahn“, sagte Schlotzhauer.
Der VDV sieht fünf Bausteine, um den Arbeitskräftemangel zu mildern:
- Erhöhung der Frauenerwerbsquote
- Ausbau der Aus- und Weiterbildung
- Schnellere Digitalisierung
- Verlängerung der Lebensarbeitszeit bzw. der wöchentlichen Arbeitszeit
- Mehr Erwerbsmigrantinnen und -migranten
Der heimische Arbeitsmarkt verfüge „gegenwärtig nicht über ausreichende Personalressourcen, um die Personalersatz zu gewährleisten“, so der VDV. Fachleute gehen davon aus, dass jedes Jahr rund 400.000 Erwerbsmigranten rekrutiert werden müssen, um den Bedarf der Branchen in den nächsten zehn Jahren decken zu können. „Dafür brauchen wir ein kluges Instrument, das für die Einreise zu erfüllende Kriterien vorgibt, etwa Hochschul- oder Berufsqualifikation, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse und Aufenthaltserfahrung, Alter unter 35 Jahren“, sagte Schlotzhauer abschließend.
Dipl.-Ing. Andreas Kähling