Ein Aufsatz über die Effekte der Pandemie auf Mobilität und Verkehrsmittelwahl hat den Publikationspreis 2021/2022 der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung gewonnen.
Der Aufsatz ging verschiedenen Fragestellungen nach, darunter:
- - Wie hat sich der Arbeits- und der Bildungssektor durch die Pandemie verändert?
- - Welche Auswirkungen hat dies auf die Mobilität?
- - Weshalb hat der ohnehin geschwächte stationäre Handel durch die Pandemie starke Umsatzeinbußen eingefahren?
- - Wieso geht der Einkaufsverkehr auch in Zukunft weiter zurück?
Verfasser ist Dr. Tobias Hagen, Professor für Volkswirtschaftslehre und Quantitative Methoden am Fachbereich Wirtschaft und Recht und Teil des Direktoriums des Research Lab for Urban Transport (ReLUT). Der Aufsatz basiert auf einem von Hagen geleiteten Forschungsprojekt, in dem die Folgen der Covid-19-Pandemie für das Mobilitätsverhalten, den Lieferverkehr und die Verkehrsmittelwahl analysiert wurden.
Inhalte der Studie
Covid-19 hat zahlreiche neue Verhaltensweisen und Angewohnheiten begründet, die bestehen bleiben werden, so der Tenor der Studie. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Öffentliche Personennahverkehr der klare Verlierer der Pandemie ist, während das Fahrradfahren boomt und die Pkw-Nachfrage stagniert. Die Befragungsdaten aus dem Sommer 2021 weisen darauf hin, dass Menschen, die vor der Pandemie regelmäßig den ÖPNV nutzten, eine höhere Impfbereitschaft aufwiesen. Doch trotz der so individuell gewonnenen höheren Sicherheit vor schweren Krankheitsverläufen, kehrten sie nicht oder nur teils zu alten Nutzungsgewohnheiten zurück. Die Furcht vor Infektionen kann also den Rückgang der Passagierzahlen nicht allein erklären. Wichtig für den ÖPNV wird laut Hagen in Zukunft eine an regelmäßiges Homeoffice angepasste Tarifgestaltung, um Fahrgäste zurückzugewinnen. Der stationäre Einzelhandel leide ebenfalls unter mehr Homeoffice, da Erledigungen am Rande der Arbeitszeit wegfallen und so der Internethandel noch attraktiver wurde und wohl auch bleiben wird. Positiv heben Hagen und sein Team hervor, dass ein geringeres Verkehrsaufkommen, Anwohner in Städten entlasten und zu einer nachhaltigen Verkehrswende beitragen kann.
„Mit Tobias Hagen zeichnet die Stiftung einmal mehr einen Forscher aus, der sich mit Themen befasst, die uns alle angehen, bewegen und eine große Relevanz haben“, so Astrid Schulte, Vorsitzende der Frankfurter Stiftung für Forschung und Bildung. „Diese für die Zukunft wichtige Forschungsstudie des interdisziplinären Teams ist ein gelungenes Beispiel für das Zusammenwirken verschiedener Fachbereiche und Forschungsschwerpunkte an unserer Hochschule. Das ReLUT ist einer der Leuchttürme unserer Forschung und steht für eines unserer wichtigsten Forschungsthemen – Mobilität“, betont Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Präsident der Frankfurt UAS. Es sei dem Forscherteam um Tobias Hagen vortrefflich gelungen, die Studie einer breiten Leserschaft verständlich und übersichtlich näherzubringen. Auch die Aktualität des Themas sowie der Mehrwert für die Forschung überzeugte die Jury aus Medien, Wissenschaft und Wirtschaft. Dotiert ist der Publikationspreis mit 1.000 Euro.
Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden.
Michaela Lynes