Verkehrsinfrastruktur und ÖPNV: Neue Wege der Finanzierung

25.11.2025 10:59 Uhr | Lesezeit: 3 min
Linienbusse in Essen
Die Studie fordert „einen Neustart in der Finanzierung des Verkehrssystems“
© Foto: picture alliance/Jochen Tack

Eine Studie hat einen Finanzbedarf für den Verkehr von fast 400 Milliarden Euro bis 2030 ausgemacht. Um diesen Bedarf zu decken, sollen neue Finanzierungsquellen erschlossen werden.

Für die Schienenwege, Fernstraßen, den ÖPNV sowie die Transformation der Automobilwirtschaft gibt es bis 2030 einen öffentlichen Finanzbedarf von 390 Milliarden Euro – zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft. Für die Schiene geht die Studie von einem öffentlichen Finanzbedarf von 146 Milliarden Euro bis 2030 aus, für Fernstraßen sind es 38,2 Milliarden Euro. Für den öffentlichen Nahverkehr veranschlagt die Studie mehr als 181 Milliarden Euro. „Etwas mehr als die Hälfte entfällt auf die bundeseigenen Verkehrsinfrastrukturen und die Förderung der Transformation der Automobilwirtschaft und liegt damit in der Finanzierungsverantwortung des Bundes“, heißt es in der Studie, über die zunächst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete.

Pkw-Maut und ÖPNV-Gebühr zur Finanzierung

„Es ist höchste Zeit für einen Neustart in der Finanzierung des Verkehrssystems“, sagte Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende, laut Mitteilung. Das Sondervermögen der Bundesregierung für Infrastruktur und Klimaneutralität sei ein wichtiger erster Schritt, reiche aber „bei Weitem nicht aus, um Schienen, Brücken und Straßen sowie Busse und Bahnen für die Zukunft fit zu machen“.

Die Studie beschäftigt sich angesichts des großen Investitionsbedarfs auch mit verschiedenen Finanzierungsoptionen, etwa Steuerreformen oder der Einführung einer Pkw-Maut. „Für eine dauerhaft tragfähige Finanzierung des Verkehrssystems sind aus unserer Sicht zusätzliche Kredite und Gebühren zentral“, sagte Vera Huwe vom Dezernat Zukunft laut Mitteilung.

ÖPNV-Beiträge unabhängig von der Nutzung

Eine Idee ist die Einführung von ÖPNV-Beiträgen für alle, also unabhängig von der tatsächlichen Nutzung. „Da Dritte von einem guten ÖPNV-Angebot, das das Straßennetz entlastet und verlässlich planbare Verkehre ermöglicht, profitieren, kann es gerechtfertigt sein, sie an der Finanzierung des ÖPNV zu beteiligen“, heißt es dazu in der Studie. Eine solche Abgabe könne bundesweit mit regional differenzierten Sätzen ausgestaltet werden.

„ÖPNV-Beiträge, die unabhängig von der individuellen Nutzung erhoben werden, berücksichtigen, dass Wirtschaft und Gesellschaft davon profitieren, wenn eine Region gut mit Bus und Bahn erschlossen ist“, sagte Huwe. „Für die Zahlung dieser Beiträge kämen Nutznießende wie zum Beispiel Unternehmen oder Einwohnerinnen und Einwohner infrage.“

Sachverständigenrat begleitete die Studie

Für ihre Berechnung führten die beiden Denkfabriken bereits vorliegende Studien zusammen und ergänzten sie um eigene Annahmen. Darüber hinaus wurde die Studie von einem Sachverständigenrat aus Verkehrs- und Finanzwirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft und Politik begleitet. Mit im Sachverständigenrat dabei waren etwa die IG-Metall-Chefin Christiane Benner, der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bahn, Werner Gatzer, und Alexander Möller vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV).

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