Regelmäßig werde im Kontext der Verkehrswende nur die Bahn in den Vordergrund gestellt, so Karl Hülsmann, Präsident des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen (bdo), und forderte ein klares Bekenntnis der Politik für den Reisebus. "Durch seine Bedeutung im klimafreundlichen Umweltverbund gehört auch der Reisebus in den Gesamtkontext der Verkehrswende", sagte Hülsmann. Die Bustouristik stehe bereit, um sich ambitioniert für den Klimaschutz einzusetzen, "denn der klimafreundliche Reisebus wird gebraucht." Was dem entgegenstehe, sei allerdings die überbordende Bürokratie, unfaire Haftungsregelungen bei der Pauschalreise, unpassende Lenk- und Ruhezeiten sowie die teuren und praxisfernen Regelungen zum Erwerb von Führerschein und Berufskraftfahrerqualifikation, kritisierte der bdo-Präsident. Es sei die Zeit, den Bus endlich auch steuerlich mit dem Flieger und der Bahn gleichzustellen.
Der Reisebus sei flexibel einsetzbar und könne sich schnell an Entwicklungen und Trends anpassen.. Dazu gehöre auch die Digitalisierung, die die Mobilität und damit auch die Erwartungen und das Verhalten von Reisenden verändert. Dabei werde der Reisebus immer mehr zum „digitalen Hotspot on the road“.
Auch bei der Nachhaltigkeit fahre der Reisebus ganz vorne mit. Da der Klimaschutz gerade für die jüngere Generation eine immer wichtigere Rolle spiele, vor allem bei der Art des Reisens, könne der klimafreundliche Reisebus mit neuen, nachhaltigeren Reiseangeboten punkten und den Markt neu gestalten.
Kritik an Bürokratie und ihrem zu zögerlichen Abbau
In der nachfolgenden Podiumsdiskussion diskutierten Matthias Gastel (Bündnis90/Die Grünen), Henning Rehbaum (CDU), Nico Tippelt (FDP) und Stefan Zierke (SPD) über die aktuellen Herausforderungen und großen Potentiale der Bustouristik. In der Diskussion wurde deutlich, dass vor allem der dramatische Personalmangel und insbesondere Inflation und steigende Preise die Bustouristik zunehmend beeinträchtigen. Dabei wurde auch festgestellt, dass die Unternehmen neben den gestiegenen Energiepreisen zunehmend durch Bürokratie belastet werden. Der vielbeschworene Bürokratieabbau käme in der Bustouristik nicht an, monierte bdo-Hauptgeschäftsführerin Christiane Leonard in ihrer Moderation. Im Gegenteil: Die derzeitigen Zielsetzungen bei der Überarbeitung der Pauschalreise-Richtlinie führen eher ins Gegenteil, kritisierte sie..
Statt Haftungsrisiken für die Unternehmen zu minimieren, solle der Verbraucherschutz laut EU noch weiter ausgebaut und verkompliziert werden. Statt den Bus zu fördern und zu unterstützen, bewirke die geplante Änderung der Pauschalreise-Richtlinie das genaue Gegenteil: eine massive Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der Bustouristik, insbesondere im Vergleich zum Flugzeug.
Da für viele Reisende der Preis ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Verkehrsmittelwahl sei, bedürfe es zudem dringend einer einheitlichen Steuersatzstruktur für alle Verkehrsmittel, um Transparenz zu schaffen und die Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten des Busses auszuschließen. Der Flugverkehr profitiert in Deutschland unter Berücksichtigung der Mehrwertsteuer- und Kerosinsteuerbefreiung für Auslandsflüge von einer Steuervergünstigung von nahezu 10 Milliarden Euro. Und auch für Bahnreisen wird lediglich der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gezahlt, während für Busreisen der volle Satz erhoben wird.