Die nun gesetzlich legitimierte Unterbindung des Zahlungsflusses bedeutet, dass kleine Busunternehmen keine Mittel zurückerhalten, obwohl sie selbst diese schon an Kunden weitergegeben haben, erklärt der bdo in einer aktuellen Pressemitteilung. „Die Bundesregierung hat erneut einen Rettungsschirm über große Reisekonzerne, Veranstalter und Airlines geworfen. Mit der beschlossenen Gutscheinlösung für den Umgang mit stornierten Pauschalreisen, Flugtickets und Freizeitveranstaltungen werden die großen Akteure im Grunde dafür belohnt, dass sie rechtmäßige Ansprüche kleinerer Partner und Verbraucher bis jetzt bewusst ignoriert haben. Während kleine Busunternehmen natürlich pünktlich die Rückzahlungen an Verbraucher leisteten, weil sie sich ihren Kunden und dem Gesetz verbunden fühlen, haben die großen Akteure dies gezielt ausgesessen. Das Geld ist zum Großteil aus dem Mittelstand abgeflossen, während ausstehende Forderungen von Konzernen offenblieben, wie unsere aktuelle Umfrage belegt. Das führt beim Busmittelstand zu einer dramatischen finanziellen Lage, bei der die Politik nun gezielt gegensteuern muss. Bestehende Rettungsschirme und Kredite sind mittelstandsfeindlich ausgestaltet und daher leider nicht hilfreich. Nach der heutigen Richtungsentscheidung muss die Bundesregierung nun endlich auch etwas für die kleinen Unternehmen in der Touristik tun und die durch die Gutscheinlösung ausstehende Finanzlücke in den Unternehmen durch direkte Soforthilfen oder zumindest Staatsbürgschaften ausgleichen. Die Unternehmen brauchen jetzt liquide Mittel. Mit einem ‚Tourismusgutschein‘ können weder Löhne noch Stromkosten gezahlt werden“, erklärt Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des bdo.
bdo-Blitzumfrage zeigt fehlende Zahlungsmoral
Anfang der Woche hatte der bdo eine weitere Blitzumfrage gestartet. Diese drehte sich unter anderem um die Rückzahlungsmoral der großen Partner auf Seiten von Veranstaltern, Airlines, Reedereien und Hotel. Die Ergebnisse zeigen, dass die Busunternehmen nur zu einem sehr geringen Teil ihre berechtigten Forderungen ausgeglichen bekamen, schreibt der bdo. 37 Prozent der mittelständischen Unternehmen aus dem Bustourismus hätten hingegen bislang von großen Partnern wie Airlines, Hotels, Reedereien oder Veranstaltern keine Rückerstattung von geleisteten Zahlungen erhalten. Lediglich bei 17 Prozent der Fälle sei es zu einer fairen vollständigen Rückerstattung der Beträge gekommen. Dabei gehe es insgesamt um Mittel, die dringend für die Liquidität der Unternehmen benötigt werden.
Die ausstehenden Summen belaufen sich laut Umfrage pro Unternehmen im Schnitt auf 38.000 Euro. Hochgerechnet auf die etwa 3.000 Busunternehmen im Tourismussektor entsteht allein durch diese Belastungen ein Schaden von rund 114 Millionen Euro.