Die tatsächlichen Kosten für das Deutschlandticket werden nach Einschätzung der rheinland-pfälzischen Mobilitätsministerin Katrin Eder (Grüne) über den bisher angenommenen drei Milliarden Euro liegen. Aufgrund von Hochrechnungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) seien Kosten von insgesamt vier bis viereinhalb Milliarden zu erwarten, sagte die Ministerin am Dienstag, 29. November, in einem Interview mit „SWR Aktuell“. Gründe seien Inflation und die sogenannten Markthochlaufeffekte, also Mehrkosten während der Einführungsphase. Zudem seien die Fahrgastzahlen bislang immer noch unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Auf der Sonderkonferenz der Verkehrsminister werde sie sich für eine gemeinsame Lösung einsetzen, wie mit Mehrkosten umgegangen werden solle, kündigte Eder an. Eine Nachschusspflicht sei Grundvoraussetzung, damit die Kommunen der Einführung des sogenannten Deutschlandtickets zustimmen können. Allein für Rheinland-Pfalz seien potenzielle Mehrkosten von 20 bis 30 Millionen Euro zu erwarten. „Wir müssen daher mit dem Bund klären, wie gemeinsam mit den Ländern eine mögliche finanzielle Lücke am Ende geschlossen wird – sonst schafft es das Deutschlandticket nicht auf die Schiene.“
Verkehrsverbund warnt vor finanziellen Risiken
Derweil hat der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) vor finanziellen Risiken durch das Deutschlandticket gewarnt. In einem gemeinsamen Brief an die Hauptverwaltungsbeamten der Kommunen im VRS-Verbundgebiet haben VRS-Geschäftsführer Michael Vogel und Volker Otto, Vorsitzender des Beirats der Verkehrsunternehmen im VRS, klargestellt, dass man das Deutschlandticket zwar grundsätzlich begrüße, jedoch die finanziellen Rahmenbedingungen „existenziell“ seien für den Erhalt des Angebots.
Hier sehe man „nach aktueller Beschlusslage noch erhebliche Risiken, die vor Einführung des Deutschlandtickets unbedingt klärungsbedürftig sind“. Laut VRS reichen die von Bund und Ländern bisher „beschlossenen finanziellen Mittel absehbar zum vollen und dauerhaften Ausgleich der realen Mindererlöse und Kosten nicht aus. Einigten sich Bund und Länder nicht auf die von der Branche geforderte Nachschusspflicht, fielen die finanziellen Risiken auf die Verkehrsunternehmen und damit auf deren überwiegend kommunale Eigentümer zurück, warnt der VRS.