Finanzierung des ÖPNV, Deutschlandticket, Personal, Touristik sowie Wirtschaft und Mittelstand waren Themen bei der Jahrestagung des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) am Mittwoch, 3. Dezember, in Leinfelden-Echterdingen. Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer warenlaut WBO in die Filderhalle gekommen, verfolgten dort spannende Vorträge und Podiumsgespräche und nutzten die Gelegenheit zum Austausch.
WBO-Präsident Franz Schweizer ging in seiner Begrüßungsrede auf die Bedeutung des Busses als Rückgrat der Daseinsvorsorge in Stadt und Land sowie als unverzichtbarem Baustein klimafreundlicher Mobilität ein und stellte die Bedeutung der Bustouristik als starkem Tourismussegment und wichtigem Wirtschaftsfaktor heraus. Busunternehmerinnen und -unternehmer gewährleisten dies alles „mit ihrem unternehmerischen Engagement, ihrer Verantwortung für das Produkt, ihren Investitionen und ihrem persönlichen Einsatz“, sagte Schweizer. „Trotz steigender Kosten, Fachkräftemangel, bürokratischer Hürden und angespannter öffentlicher Haushalte gewährleisten sie die Qualität im ÖPNV – insbesondere im ländlichen Raum – und tragen dabei die ehrgeizigen Klimaziele der Politik mit.“
Herausforderungen im ÖPNV
WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg ging anschließend in ihrem Impulsvortrag auf aktuelle Herausforderungen im ÖPNV ein, zu denen u. a. die Finanzierung in Zeiten knapper öffentlicher Haushalte, das Deutschlandticket und die Organisation des ÖPNV sowie die Antriebstransformation zählen. „Vergabeverfahren mit mehreren Hundert Seiten Unterlagen, hunderten Bieterfragen und zig neuen Uploads nach Veröffentlichung sind Bürokratiemonster, die es so nicht länger geben darf. Die Adressaten dieser Vergaben – die mittelständischen Unternehmen – sind dabei völlig aus dem Blick geraten“, sagte Yvonne Hüneburg. „Wir brauchen mehr wirtschaftliche Denkweise in der Verwaltung und wieder mehr Vertrauen in das Unternehmertum.“ Man müsse gemeinsam daran arbeiten, „die Strukturen und Verfahren zu verschlanken“ und „der unternehmerischen Expertise und Erfahrung wieder mehr Raum“ zu geben, appellierte sie und betonte: „Der ÖPNV von heute ist nicht vorstellbar ohne die unternehmerische Leistung der Busunternehmen. Dass diese wissen, was sie tun, zeigt sich allein daran, dass viele der WBO-Mitgliedsunternehmen bereits an die hundert Jahre oder sogar älter sind und erfolgreich am Markt bestehen.“
Werben für die Belange der Bustouristik
Der Komplex Touristik widmete sich dem Thema busfreundliche Destinationen. WBO-Vizepräsidentin Carolin Grötzinger stellte die Initiative „Welcome Bus“ vor, deren Ziel es ist, auf die Bedeutung des Bustourismus als Wirtschaftsfaktor aufmerksam zu machen und für die stärkere Berücksichtigung der Belange der Bustouristik zu werben. Ein erster Schritt in diesem Zusammenhang ist die im kommenden Jahr anlässlich des Tags des Bustourismus im Januar im Rahmen der CMT zum zweiten Mal stattfindende Auszeichnung von busfreundlichen Destinationen.
Ein weiterer Schritt ist die zwischen WBO und dem DEHOGA Baden-Württemberg gestartet Kooperation unter dem Slogan „Welcome Bus“. Sie vernetzt busfreundliche Gastronomie- und Hotelbetriebe mit Busreiseveranstaltern. Vor diesem Hintergrund ging die Vizepräsidentin des DEHOGA Baden-Württemberg, Beate Gaiser, im Podiumsgespräch mit WBO-Vizepräsidentin Carolin Grötzinger und WBO-Geschäftsführerin Yvonne Hüneburg auf die aktuellen Herausforderungen in Gastronomie und Hotellerie ein und stellte die Bedeutung des Portals „Welcome Bus“ und die Zusammenarbeit der beiden Verbände heraus.
Wahlen zum Vorstand des WBO
Am Vormittag hatte die Mitgliederversammlung des WBO turnusgemäß einen Vizepräsidenten und drei Fachvorstände gewählt. Als Vize-Präsident wurde Thomas Balmer (Wöhrle Reisen, Oberderdingen) von der Mitgliederversammlung im Amt bestätigt. Ebenfalls in ihren Ämtern bestätigt wurden Carry Greiner (LVL Jäger, Ludwigsburg) als Fachvorständin Technik, Ulrich Rau (OVA, Aalen) als Fachvorstand ÖPNV und Tobias Deiß (Heizmann Reisen, Zell/Wiesental) als Vorstand für das Ressort Touristik. Zum Rechnungsprüfer neu gewählt wurde Christian Binder (Binder Reisen, Stuttgart), nachdem Elke Müller (Omnibus Müller, Bad Waldsee) nicht mehr zur Verfügung stand.
Verabschiedung von Frank Wiest
Verabschiedet wurde das langjährige Vorstandsmitglied Frank Wiest. Er hatte nach 24 Jahren Engagements im WBO-Vorstand seinen Abschied aus der Verbandsarbeit angekündigt. Wiest war seit 2001 in verschiedenen Funktionen als WBO-Vorstand tätig gewesen. Zunächst als Vorstand für das Ressort ÖPNV, dann als Vorstand für den Regierungsbezirk Tübingen, ab 2009 als stellvertretender Vorsitzender und schließlich zeichnete er seit 2019 für das Ressort Verbünde verantwortlich.
WBO-Präsident Franz Schweizer würdigte Frank Wiest als besonnenen, konstruktiven und streitbaren Fürsprecher der Privaten Busunternehmen und bedauerte, dass dem WBO-Vorstand mit dem Ausscheiden von Frank Wiest ein kompetenter und engagierter Mitstreiter verloren geht, der die Arbeit des Verbandes über Jahrzehnte mitgeprägt und an zahlreichen Erfolgen des WBO Anteil hat.