ÖPNV: Autonome Fahrzeuge bieten Einsparpotenzial

18.11.2025 09:10 Uhr | Lesezeit: 4 min
Autonomer_Shuttle_Hochbahn_Hamburg
Derzeit gibt es in Deutschland viele Pilotprojekte, in denen der Einsatz von autonom fahrenden Shuttles erprobt wird
© Foto: Hochbahn

Mit einer in großem Umfang autonom fahrenden Fahrzeugflotte im ÖPNV in Deutschland ließe sich laut einer Studie viel Geld sparen, zuerst aber wären massive Investitionen nötig.

In einer Analyse der Unternehmensberatung PwC und der Universität St. Gallen, die der „Deutschen Presse-Agentur“ vorliegt, berechneten die Autoren unter anderem die Investitionskosten und Einsparpotenziale für ein Szenario, in dem bis 2047 rund 75 Prozent des ÖPNV mit autonom fahrenden Bussen betrieben wird. Die Kosten dieses Hochlaufs belaufen sich in diesem Szenario auf rund 5,7 Milliarden Euro bis 2047.
Das Szenario mit 75 Prozent autonomen Fahrzeugen bedeutet, dass bis 2047 knapp 85.300 fahrerlose Busse im Einsatz sein müssten: Große Linienbusse für bis zu 60 Fahrgäste, die das Rückgrat der gesamten Flotte bilden würden; kleinere Busse für bis zu 16 Passagiere sowie sogenannte Robotaxis, wie es sie etwa in den USA und China schon länger gibt. Nicht berücksichtigt sind in dieser Zahl Fahrzeuge, die alte oder defekte Busse ersetzen.

Bisher nur Pilotprojekte beim autonomen Fahren

Aktuell gibt es zahlreiche Pilotprojekte, in denen der Einsatz von autonom fahrenden Bussen meist mit kleineren Flotten in begrenzten Gebieten getestet wird. Auch hat die Bundesregierung einen Rechtsrahmen für vollautonomes Fahren in Deutschland geschaffen, der von Branchenfachleuten überwiegend positiv bewertet wird. Für den Fahrzeughersteller Holon gab es jüngst immerhin eine Genehmigung des Kraftfahrt-Bundesamts für den bundesweiten Testbetrieb seines Elektro-Shuttles „Holon urban“.

Den Investitionen stehen laut PwC erhebliche Einsparpotenziale für den Staat gegenüber. Schon 2035 könnte demnach ein optimierter Robobus pro Kilometer im besten Fall bis zu 80 Prozent an öffentlichen Zuschüssen einsparen im Vergleich zu einem herkömmlichen Linienbus, mindestens aber 40 Prozent - je nach verglichenem Fahrzeugtyp. Hauptgrund: Die Kosten für den Fahrer oder die Fahrerin fallen komplett weg. Auch bei der Produktion insbesondere von Robotaxis und kleineren Bussen könne eingespart werden: Es brauche keine Spiegel, Lenkräder oder Pedale mehr.

Deutschlandticket hat ÖPNV-Finanzierung verändert

Für die Organisation des ÖPNV in Deutschland sind die Bundesländer verantwortlich. Zur Finanzierung erhalten sie vom Bund unter anderem die Regionalisierungsmittel. Diese belaufen sich im aktuellen Jahr auf rund 11,56 Milliarden Euro. Bis zur Corona-Pandemie waren die Verkehrsunternehmen laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) dazu in der Lage, rund drei Viertel ihrer Betriebskosten selbst zu finanzieren, etwa über die Ticketverkäufe. Die verbleibenden 25 Prozent kamen demnach vom Staat. Mit der Pandemie und der Einführung des Deutschlandtickets habe sich das Verhältnis nahezu umgekehrt: Inzwischen könnten nur noch 30 Prozent der Betriebskosten über die Ticketeinnahmen gedeckt werden, 70 Prozent kämen aus öffentlichen Mitteln.

Einsparpotenziale durch autonomes Fahren

Darin enthalten sei etwa der staatlich finanzierte Ausgleich für die Umsatzeinbußen, die den Unternehmen durch das Deutschlandticket entstehen. Das kostet Bund und Länder gemeinsam jedes Jahr zusätzlich drei Milliarden Euro. Mit einer weitgehend autonom fahrenden Busflotte könnten die öffentlichen Mittel laut PwC zumindest wieder auf unter 60 Prozent der ÖPNV-Betriebskosten gedrückt werden.

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