Auf dem Betriebsgelände der Wiener Netze in Simmering haben Wien Energie und Wiener Netze im April die erste Wiener Erzeugungsanlage für grünen Wasserstoff in Betrieb genommen. Mit einer Leistung von drei Megawatt soll die Elektrolyseanlage täglich bis zu 1.300 Kilogramm grünen Wasserstoff (H2) aus Ökostrom erzeugen. Damit können umgerechnet bis zu 60 Wasserstoff-Busse oder -Lkw betankt werden. "Wasserstoff ist für uns ein Zukunftsthema, auf das wir bereits seit langem setzen: Mittlerweile haben wir zwei H2-Tankstellen und stellen eine ganze Buslinie auf Wasserstoff-Antrieb um. Mit der neuen H2-Erzeugungsanlage produzieren wir nun auch grünen Wasserstoff direkt in Wien“, erklärte Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke anlässlich der Inbetriebnahme.
Direkt neben der neuen Anlage nimmt Wien Energie auch eine weitere H2-Tankstelle für Busse und Lkw in Betrieb. Verkehrs- und Logistikunternehmen können den grünen Wiener Wasserstoff mit 350 oder 700 bar direkt vor Ort oder bei der zweiten H2-Tankstelle in Wien-Leopoldau tanken. Für Industriepartner ist neben der H2-Tankstelle ein eigener Bereich für die Abholung mit Trailern eingerichtet. Die Einspeisung von Wasserstoff in das Wiener Gasnetz ist in Vorbereitung.
Linie 39A fährt ab 2025 mit grünem Wasserstoff
Die Wiener Linien testen den Einsatz von grünem Wasserstoff bereits seit 2021 und stellen im kommenden Jahr die erste städtische Buslinie Österreichs auf H2-Busse um. Seit Februar steht das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung fest: Ab 2025 werden auf der Linie 39A zehn zwölf Meter lange, barrierefreie Busse des portugiesischen Herstellers CaetanoBus unterwegs sein. „Aufgrund von Steigungen, kurzen Haltestellenabständen und hohem Fahrgastaufkommen ist dies eine der anspruchsvollsten Linien der Stadt, weshalb sich für diese Strecke Wasserstoff-Busse besonders gut eignen“, berichtet Gudrun Senk, Geschäftsführerin der Wiener Linien für den technischen Bereich.
Für die Wasserstoff-Erzeugung in Simmering kommt ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen, wie Sonnen-, Wind- und Wasserkraft zum Einsatz. Beim Elektrolyse-Verfahren eingesetzt wird Wasser in seine Bestandteile zerlegt: Sauerstoff und Wasserstoff. Der freigesetzte Sauerstoff entweicht in die Luft. Der Wasserstoff wird direkt vor Ort verdichtet. Er ist unter hohem Druck sicher und platzsparend lager- und transportierbar.
Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft in Ostösterreich
Die Wiener Stadtwerke-Gruppe hat 2021 mit einer eigenen Wasserstoff-Strategie einen klaren Fahrplan vorgelegt, wie Wien bis 2030 zur zentralen Wasserstoff-Drehscheibe im Osten Österreichs wird. Dazu wurde ein Tochterunternehmen von Wien Energie und den Wiener Stadtwerken gegründet, die Wiener Wasserstoff GmbH.
Um den Aufbau der Wasserstoff-Wirtschaft in der Ostregion koordiniert zu entwickeln, ist Wien Energie auch führend im Wasserstoff-Innovationsprojekt „H2Real“ mit weiteren Partnern aktiv. Das Ziel des Projekts: In der Region Ostösterreich Wasserstofftechnologien und -anwendungen weiterzuentwickeln. Auch die Wasserstoff-Erzeugungsanlage in Wien-Simmering wurde im Rahmen dieses Projekts begleitet und gefördert.
Insgesamt flossen rund zehn Millionen Euro in die neue H2-Erzeugungsanlage. Das Projekt wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „Vorzeigeregion Energie“ durchgeführt. Baustart war im November 2022.