In diesem Sommer konnten eine erhöhte Inflation, hohe Lebenshaltungskosten, extreme Wetterereignisse und Streiks bei Fluggesellschaften die Tourismusnachfrage in Europa nicht ausbremsen. Trotz des zunehmenden finanziellen Drucks priorisieren Verbraucher weiterhin Reisen gegenüber anderen Ausgaben. Allerdings legen Touristen bei touristischen Produkten und Erlebnissen mittlerweile mehr Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das geht aus der neuesten Ausgabe des am 7. November von der Europäischen Reisekommission (ETC) veröffentlichten Vierteljahresberichts „European Tourism Trends & Prospects“ hervor. Demnach wenden Reisende zunehmend verschiedene Taktiken an, um die Gesamtkosten ihres Urlaubs zu senken. Viele entscheiden sich dafür, ihren Transport und ihre Unterkunft lange im Voraus zu buchen oder erwägen Reisen in der Nebensaison.
Türkei, Montenegro, Albanien und Kroatien Spitzenreiter
Darüber hinaus entscheiden sich immer mehr Urlauber für Reiseziele, die als günstiger wahrgenommen werden, wie die Türkei oder Bulgarien. Auch beliebte Pauschalreiseziele wie Portugal und Spanien verzeichnen eine hohe Nachfrage. Insgesamt erwägen die Europäer eine größere Bandbreite an Reisezielen als vor der Pandemie, wobei die Türkei, Montenegro, Albanien und Kroatien gegenüber 2019 die Spitzenreiter bei den Übernachtungen sind. Rund jedes dritte Reiseziel übertraf im bisherigen Jahresverlauf laut der Untersuchung die Zahl der ausländischen Ankünfte von 2019, hauptsächlich aus dem südeuropäischen und mediterranen Raum. Zu den Gewinnern zählen Serbien (+15 %), Montenegro (+14 %), Portugal (+11 %), Türkei (+8 %), Malta und Griechenland (beide +7 %).
Stärkste Rückgänge in den baltischen Ländern
Allerdings liegen rund 65 Prozent der gemeldeten Reiseziele immer noch unter den Werten vor der Pandemie. Eine langsamere Erholung ist insbesondere in den osteuropäischen Nachbarländern Russlands und der Ukraine sowie in solchen Ländern zu beobachten, die normalerweise auf russische Reisende angewiesen sind. Die stärksten Rückgänge verzeichneten die baltischen Länder: Estland (-27 %), Lettland (-30 %) und Litauen (-33 %).
US-Touristen profitieren von günstigen Wechselkursen
Nicht nur ein stabiler innereuropäischer Reiseverkehr, auch der Zustrom von US-Touristen, die von günstigen Wechselkursen profitieren, hat die Erholung des europäischen Reiseverkehrs während der Sommersaison weiter vorangetrieben. Die internationalen Touristenankünfte in Europa liegen laut der Studie nur noch 3,2 Prozent unter dem Niveau von 2019 und die Übernachtungen sind im Zeitraum Januar bis September um 1,3 Prozent zurückgegangen.
Internationale Ankünfte bis 2024 auf dem Niveau 2019
Es wird erwartet, dass sich die Zahl der ausländischen Ankünfte in Europa bis Ende 2023 weiter erholt, wenn auch langsamer, und für das gesamte Jahr 91 Prozent des Niveaus vor der Pandemie erreichen wird. Prognosen deuten darauf hin, dass die internationalen Touristenankünfte in Europa bis 2024 das Niveau von 2019 erreichen werden, ein Jahr früher als ursprünglich prognostiziert. Mittlerweile stehen die europäischen Flughäfen kurz vor einer vollständigen Erholung der Passagiernachfrage. Basierend auf dem Verkehrsbericht des europäischen Flughafenverbands ACI Europe vom August ist der Passagierverkehr im gesamten europäischen Flughafennetzwerk im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2019 nur um 3,4 Prozent zurückgegangen.