„Die Menschen würden den ÖPNV deutlich mehr nutzen, wenn die Tarifsysteme weniger komplex und einfacher zu verstehen wären“, so Maximilian Rohs, im Bereich Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland tätig. „Unsere Befragung zeigt deutlich, dass es hier Verbesserungsbedarf gibt.“ 54 Prozent der für die Studie Befragten gab an, dass für sie nicht oder eher nicht erkennbar sei, welches Ticket sie für ihre geplante Fahrt mit dem ÖPNV brauchen. Noch schlechter stellt sich der Wert bei Neukunden dar, die in einer bestimmten Region erstmals den ÖPNV nutzen, Touristen beispielsweise. 60 Prozent von ihnen sagten, dass sie Schwierigkeiten haben, sich in ihnen unbekannten Tarifstrukturen zurechtzufinden. Verwunderlich sei das nicht, betont man von Seiten PwC, denn das Ticketangebot in Deutschland sei überaus komplex und reiche von Einzeltickets, Mehrstundentickets und Mehrfahrtentickets über Tages- bzw. 24-Stunden-Tickets und Mehrtageskarten – bis hin zu Monats- bzw. 30-Tage-Tickets sowie Jahrestickets. Erschwerend komme hinzu, dass es zahlreiche regionalspezifischen Besonderheiten gäbe.
Bis zu 40 Prozent der Befragten würde bei einem deutlich übersichtlicheren Ticketangebot häufiger den ÖPNV nutzen. Kundenorientiertere Tarifsysteme könnten nach Einschätzung von PwC erheblich dazu beitragen, die ÖPNV-Nachfrage in Deutschland deutlich zu steigern. „Die Tarifsysteme sind zu stark anbieterorientiert“, meint Gabriel Flore, ebenfalls im Bereich Infrastructure & Mobility bei PwC Deutschland tätig. „Es braucht ein innovatives System, das auf die Mobilitätsbedürfnisse einer modernen Gesellschaft zugeschnitten ist. Und dieses muss flexibel, leicht verständlich und bezahlbar sein – auch für Neukunden und Gelegenheitsnutzer.“ Hier setze ein Tarifmodell an, dass Gabriel Flore und Maximilian Rohs bei PwC entwickelt haben: der „EasyFlex-Tarif“.
Ausgangsbasis für den „EasyFlex-Tarif“ ist immer das Einzelticket. Mit jeder weiteren Einzelfahrt sinkt der Preis bis zu einer festgelegten Untergrenze. Die Umwandlung in eine kostengünstigere Zeitkarte – etwa in 24-Stunden-, 48-Stunden-oder in 30-Tage-Tickets – erfolgt automatisch, wenn die jeweilige Preisgrenze erreicht ist. Mehrfahrtentickets, also 4er-Tickets, 10er-Tickets und ähnliche, entfallen somit beim „EasyFlex-Tarif“, weil der damit verbundene Rabattvorteil durch den sinkenden Preis für das Einzelticket realisiert wird. Für Vielfahrer bliebe das Monatstickets/-abo erhalten. Ergänzend ließen sich „spielerische Elemente“ auf der Mobilitätsplattform bzw. in der App integrieren. Dazu gehören beispielsweise interaktive Ranglisten und Bonuspunkte, z. B. zum Einlösen von Bike-Sharing-Minuten – Ideen, die von den Befragten für gut befunden wurden. Der Wunsch nach „spielerischen Elementen“ war interessanterweise von 23 Prozent der Befragten angegeben worden. Sie sagten, sie würden den ÖPNV häufiger nutzen, wenn in der Ticket-App „spielerische Elemente“ vorhanden wären. Da fragt man sich schon, was bei manchem der wahre Grund für die ÖPNV-Nutzung ist, wenn ein Krönchen in einer App darüber entscheidet, ob man in den Bus springt oder nicht … .
An „EasyFlex-Tarif“ jedenfalls könnten dennoch auch nicht Smartphone-affine Menschen teilhaben, denn der Tarif können auch mit einer einfachen Chipkarte genutzt werden, heißt es von PwC. In den kommenden Monaten wollen Gabriel Flore und Maximilian Rohs Gespräche mit Akteuren der ÖPNV-Branche führen, um zeitnah ein Pilotprojekt zu initiieren, bei dem das innovative Tarifmodell beweisen könne, dass es wirklich „easy“ sei.
Bekommt das Deutschlandticket jetzt Konkurrenz? Wer sich für die Details der Studie interessiert, kann sie unter PwC-Mobilitätsstudie anfordern.