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Deutschlandticket: Ausgleichszahlungen noch immer unklar - aber der Hund darf mit

08.03.2023 09:35 Uhr | Lesezeit: 5 min
Deutschlandticket: Ausgleichszahlungen noch immer unklar - aber der Hund darf mit
Wie die Sache mit den Ausgleichszahlungen geregelt wird, ist immer noch unklar. Aber: Die Werbetrommeln für das Deutschlandticket werden kräftig gerührt. Und es steht fest, dass Tiere kostenlos mitgenommen werden dürfen. Jedenfalls in NRW. 
© Foto: iStock/9parusnikov

Unklarheiten hin oder her – das Deutschlandticket ist beschlossene Sache, und was man nicht weiß, muss einen nicht heiß machen. Hauptsache, der Verkauf läuft an: Knapp zwei Monate vor dem Start des Deutschlandtickets wird die Zahl derer, die das Geschäft mit den Vorbestellungen starten, immer größer.

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Im Zuge einer Umfrage der Deutschen Presseagentur dpa kam sogar heraus, dass viele Verkehrsunternehmen ihre Bestandskunden eigens anschreiben, um über das Deutschlandticket zu informieren. Die Kunden sollen die Möglichkeit erhalten, diverse Zusatznutzen des Deutschlandtickets im Vergleich zu ihren bestehenden Abos – oder umgekehrt – abzuwägen. Nach dem derzeitigen Stand der Dinge können die Unterschiede beträchtlich und das Deutschlandticket nicht immer die beste Wahl sein.

In NRW ist derweil noch keine Entscheidung über mögliche Sonderangebote zum Deutschlandticket für bestimmte Personengruppen wie etwa Auszubildende gefallen – Baden Württemberg hat für unter 27-Jährige, die sich in irgendeiner Form in Ausbildung befinden, bereits ein 365-Euro-Ticket aufgelegt.  „Derzeit tagen die Bund-Länder-Arbeitsgruppen zum Deutschlandticket, und es finden auch in NRW Gespräche zur Weiterentwicklung der Tickets für Studierende und Auszubildende statt, was wir alles heute schon haben“, so eine Sprecherin des Umwelt- und Verkehrsministeriums am Dienstag gegenüber der dpa. Auch Sozialtickets bzw. „Sozialtarife“ seien für das Deutschlandticket im Gespräch. „Wir gehen davon aus, dass wir zum Verkaufsstart die offenen Fragen geklärt haben“, versprach die Ministeriums-Sprecherin. Eines sei den Angaben zufolge aber ganz klar: Tiere, wie Hunde zum Beispiel, könnten auch mit Deutschlandticket kostenlos mitgenommen werden.

Die großen Verkehrsverbünde in NRW äußerten sich ähnlich. Sie sind nach Angaben eines Sprechers zu möglichen Sonderangeboten für bestimmte Personengruppen im Austausch mit dem Land NRW. „Die Akteure befinden sich noch in laufenden Abstimmungen. Aktuell ist noch nichts beschlossen“, erklärte der Sprecher. Den Studenten böten alle Verkehrsverbünde in NRW das Produkt an, das der Bund vorgegeben habe: Das Upgrade-Modell. Hier zahlten Studenten einen Aufschlag, um das Semesterticket deutschlandweit nutzen zu können. Für Jugendliche (Schüler und Auszubildende) müsse das Land NRW eine entsprechende Neukonzeption beschließen, heißt es. Dies sei bislang noch nicht erfolgt. Für Senioren sei in NRW kein besonderes Angebot in Planung.

Die Werbemaschinerie läuft unterdessen auch schon auf Hochtouren. „Der frühe Vogel fängt das Deutschlandticket!“, titelt der Aachener Verkehrsverbund (AVV) auf der Info-Seite seiner Naveo-App und bedient sich – der klaren Maßgabe in Sachen Mitnahme von Tieren sei Dank – gleich mehrerer Tierfiguren, um für das Deutschlandticket zu begeistern: „Wenn du ein Abo des AVV hast, kannst du ganz entspannt die Flecken auf deinem Fell zählen und 'ne ruhige Hufe schieben. Das zuständige Verkehrsunternehmen meldet sich bei dir, sobald du dein Abo auf das Deutschlandticket umstellen kannst“, heißt es. Das Dortmunder Unternehmen DSW21 hingegen setzt in Sachen Werbung auf Porträts von Menschen mit breitem Lächeln. Es erklärt unter anderem, dass der bundesweite Verkaufsstart für den 3. April geplant und das Deutschlandticket nicht auf einen bestimmten Aktionszeitraum beschränkt ist.

Toll, muss da der geneigte Busunternehmer denken, der noch immer nicht weiß, ob und wie ihm Ausgleichszahlungen für Mindereinnahmen zufließen werden – oder eben nicht. König Kunde muss sich dafür auch nicht interessieren – vielleicht würde er sonst anders „abwägen“. Und man möchte ja, dass er das Deutschlandticket will – koste es was es wolle.

„Wir machen Ihnen den Umstieg leicht“, versprechen mithin die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) auf ihrer Seite zum Deutschlandticket. Studenten könnten erstmals für Mai in der KVB-App ein monatliches Upgrade zum Semesterticket kaufen. Das Upgrade soll laut der Internet-Übersicht der KVB 15,28 Euro pro Monat kosten und das Semesterticket um die deutschlandweite Gültigkeit erweitern. Bei DSW21 können Studenten ihr Semesterticket ab Mai für 12,33 Euro upgraden, wie es dort heißt.

Die Nahverkehrsunternehmen weisen darauf hin, dass bei dem neuen Deutschlandticket keine Mitnahme von Fahrrädern oder anderen Personen und auch keine Übertragbarkeit auf andere Personen möglich ist. Für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sei allerdings ab Mai ein Fahrrad-Abo für zusätzlich 29 Euro geplant, so ein DSW21-Sprecher. Verkehrsverbünde und Verkehrsministerium verweisen darauf, dass die Fahrradmitnahme bereits jetzt durch den Kauf eines weiteren Tickets möglich sei, die Fahrt in der 1. Klasse in Nahverkehrszügen ebenso.

DSW21 hat im ersten Schritt 35.000 Kunden angeschrieben, deren Abonnement zum 1. Mai automatisch umgestellt werde. Wahlweise könnten die Angeschriebenen bei ihrem bisherigen Ticket bleiben. Dafür müssten sie eine beiliegende Antwortkarte ausfüllen. Abonnenten mit "Schoko-" oder "MeinTicket" (Sozialticket) würden später informiert.

Die KVB stellt laut einem Sprecher alle Kunden mit Abos automatisch um, soweit die monatlichen Ticketpreise über 49 Euro liegen. Dabei hätten die Kunden die Möglichkeit, zu widersprechen und ihr bisheriges Ticket zu behalten. Senioren könnten sich ein Aktiv60Ticket teilen und führen dabei günstiger, als wenn sie sich zwei Deutschlandtickets zu 49 Euro kaufen würden. Auch Mitnahmemöglichkeiten für weitere Personen seien bei bestehenden Abos zu beachten. Bei Jobtickets und Großkundentickets seien die Arbeitgeber Vertragspartner der KVB und unterbreiteten ihren Belegschaften ein entsprechendes Angebot, falls der Arbeitgeber wechseln möchte.

DSW21 will im Segment Jobticket alle Vertragspartner anschreiben. In diesem Zusammenhang ist von „lukrativen Konditionen“ die Rede. „Wenn ein Arbeitgeber 25 Prozent des Ticketpreises übernimmt, gewähren Bund und Länder noch einmal einen zusätzlichen Abschlag von 5 Prozent“, so der DSW21-Sprecher. Auf diese Weise könnten Berufstätige das Deutschlandticket schon für 34,30 Euro im Monat bekommen. Die KVB erklären ähnlich auf ihrer Onlineseite, dass Arbeitgebern das Angebot gemacht werde, anstatt der bisherigen Job- oder Großkundentickets für Mitarbeiter das Deutschlandticket zum Preis von je 46,55 Euro monatlich zu beziehen, sofern sie sich an den Kosten jedes Deutschlandtickets mit mindestens 12,25 Euro monatlich beteiligten.

Alle Verkehrsverbünde in Nordrhein-Westfalen vom AVV über den VRR und den VRS bis hin zu Westfalentarif betonten ebenfalls, dass Bestandskunden die Wahl hätten, ob sie vom bestehenden Abo zum Deutschlandticket wechseln oder ihr bisheriges Abo inklusive der damit verbundenen Zusatznutzen weiterverwenden möchten. Allein der VRS hat nach eigenen Angaben rund 600.000 Abonnenten.

(dpa/juf)

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